Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1974): Aufsätze - Vorschläge - Berichte
1974
Seite: 24
(PDF, 13 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1974-03/0024
Stadtbevölkerung als Zwangsgemeinschaft und Sozialgemeinschaft

Gewiß könnte ein nicht geringer Beitrag zur Humanisierung der Städte darin liegen, den
Mythos von der Stadt als Hort der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten endlich der
schonungslosen Realität gegenüberzustellen, welche die Stadtbevölkerung als eine Zwangsgemeinschaft
ausweist (z. B. Verkehr, Energieversorgung), die sich notwendig an Spielregeln
orientieren muß, will sie nicht im Chaos enden.

Diese Spielregeln schränken die persönliche Freiheit des Einzelnen nicht unerheblich ein,
was zu akzeptieren wäre, könnte man sich als Gleicher unter Gleichen verstehen. Doch
hier sind, wenn auch durch die scheinbare Nivellierung der Gesellschaft stark übertüncht,
unüberbrückbare Barrieren von Klassenunterschieden. Sie sind die eigentliche Ursache der
vielen Mißverständnisse. Nur das Erkennen und Bekennen, daß man unter Zwängen steht,
ausnahmslos, ebnet den Weg zu ihrer Erhellung und Befreiung.

Unter dem menschenfreundlichen Deckmantel „Sanierung" vollzieht sich zur Zeit ein Umwälzungsprozeß
, der in Wirklichkeit weitgehend einen großen Teil gewachsener Stadtbereiche
zerstört. Durch den Abriß von Altbauvierteln werden günstige Standorte der Wohnungsnutzung
entzogen und kommerziellen, das heißt renditeträchtigeren Nutzungen zugeführt...
Stattdessen sollte der Objektsanierung der Vorzug gegeben werden.

Saniert werden so nicht die Betroffenen, sondern in erster Linie Grundstücksspekulanten,
Baugesellschaften und Leute, die eine hohe Verzinsung ihres angelegten Kapitals erzielen:
auf dem Rücken der Mieter und mit immensen Subventionen zu Lasten der öffentichen
Hand (rund 1,5 Milliarden Mark an Wohnungsbaufördrung und Wohngeld). Stadtsanierung
läßt sich deshalb nur rechtfertigen, wenn die soziale und wirtschaftliche Lage der Betroffenen
verbessert statt verschlechtert wird. Andernfalls wird unter dem Titel Stadtsanierung
einer neuen Art von Veredelung Vorschub geleistet.

Aus: Josef Lembrock:

„Resolution des Deutschen Werkbundes zum Städtebauförderungsgesetz."

24


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1974-03/0024