Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1974): Aufsätze - Vorschläge - Berichte
1974
Seite: 46
(PDF, 13 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1974-03/0046
irrelevant. Erst später stellte sich heraus, daß die ASS zusammen mit dem Zubringer Mitte
im Westen und mit der neuen B 31 im Osten, die an die Autobahn Donaueschingen angeschlossen
wird, ein durchgehend geplantes Objekt ist. Das aber hätte zur Folge, daß diese
Autobahn, die später bis München weitergeführt werden soll, mitten durch die Stadt Freiburg
verlaufen wird. Es tut wenig zur Sache, wenn man glaubt, damit der Stadt Freiburg
ein innerstädtisches Verkehrsproblem abzunehmen, in Wirklichkeit wird dieses Projekt ein
Bärendienst für die Stadt sein. Man denke an München, durch dessen Straßen sich zusätzlicher
Autobahnverkehr ergießt. Und während man sich einerseits bemüht, die Ost-West-
Trennung der Stadt durch die Bundesbahn aufzuheben, wird man hier eine neue Abgrenzung
und Abschnürung schaffen. Für die gesamte Wiehre aber, den größten der innenstadtnahen
Stadtteil, würde dieses Projekt einer autobahnähnlichen Schnellstraße teilweise
Verödung und Entvölkerung bedeuten.

Nach der sehr kurzfristigen Bekanntgabe dieser Pläne entstand 1968 die „Aktionsgemeinschaft
Planungsvorhaben ASS e.V.", die wohl erste Bürgerinitiative der Stadt Freiburg.
Durch Proteste und Unterschriftensammlung erreichte sie, daß der der Öffentlichkeit damals
nicht zugänglich gemachte GVP in der Stadtratsitzung vom April 1969 heftig diskutiert wurde.
Seine Annahme wurde mit dem Zusatz eingeschränkt, daß der Bau dieser Straße gesondert
beschlossen werden müsse, vorerst solle lediglich die Trasse freigehalten werden.

Der Streit rief andere Gruppen auf den Plan. Man diskutierte, ob der Bau einer so groß
dimensionierten Straße auch verkehriich sinnvoll wäre. Würden die engen, beampelten
Abfahrten in dem inneren Bereich nicht bei Stoßverkehr Staus verursachen? Ließe sich eine
solche Straße aus Umweltgründen verantworten? Stimmen denn die Annahmen des GVP,
wonach alle, auch auswärtige Autofahrer zur Durchquerung des Schwarzwaldes stets eine
Trasse durch die Stadt wählen würden, auch wenn man eine Umfahrung der Stadt anböte?
Denn auch diese ist geplant, eine Autobahnspange, die aus dem Raum Denzlingen aufsteigt
(Nordaufstieg) und im Raum St. Peter auf die geplante Autobahnlinie führt. Da die
Prognosen jedoch voraussagen, daß nur 10% der Kraftfahrer diesen Nordaufstieg benützen
würden, trennte man ihn vom Gesamtobjekt ab und setzte ihn auf die Dringlichkeitsstufe 2,
wohl in der leisen Hoffnung, daß er nicht gebaut zu werden braucht. In Wirklichkeit ist es
aber sehr wahrscheinlich, daß die auswärtigen, durchfahrenden Kfz und die Kfz aus dem
Freiburger Westen und Norden eine solche Nordlinie vorziehen würden, da sie für sie
leichter erreichbar wäre. Heute sind auch die Planungsgemeinschaft Breisgau und die Industrie
- und Handelskammer gegen eine ASS-Lösung. Ebenso Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens und Teile politischer Parteien. Mehrfach wurde gefordert, diesen Nordaufstieg
in die Dringlichkeitsstufe 1 miteinzubeziehen und das Projekt Donaueschingen —
Freiburg als Ganzes zu betrachten. Sehr nachdrücklich wurde das durch eine Resolution
des Freiburger Stadtrates vom September 1971 an den Bundesminister für Verkehr zum
Ausdruck gebracht. Dieser versprach dann auch anläßlich einer öffentlichen Versammlung
in Freiburg, den Nordaufstieg der Autobahn in die Dringlichkeitsstufe 1 zu erheben und
somit die Bevölkerung von dem schweren Druck einer solchen Autoschnellstraße zu entlasten
, deren Bau dadurch sicherlich bis ins Jahr 2000 überflüssig sei.

Es wäre also an der Zeit, die Dinge gründlich zu überdenken. Es ist notwendig, sich zu
fragen, ob Verkehr oder Urbanität und Funktionalität einer Stadt den Vorrang besitzen. Ob
es richtiger ist, möglichst viel Verkehr aus der Stadt herauszunehmen, oder ihn über auto-
bahnhähnliche Straßen hereinzuziehen. Doch ist bis jetzt nichts darüber an die Öffentlichkeit
gedrungen, ob man von planerischer Seite aus die Zwischenzeit dazu benutzt hat,
die Konzeption des GVP zu überprüfen, zu ergänzen oder zu revidieren. Der Hauptgrund
für die überaus rasche Verabschiedung des GVP im Jahre 1969 war der darauf fußende
Flächennutzungsplan, der bis heute nicht nur unfertig, sondern wegen der Eingemeindungen
in den Randgebieten rechtlich ungültig ist.

Wäre es denn angesichts dieser Situation nicht sinnvoll, auch den Generalverkehrsplan einer
Prüfung zu unterziehen? Zumal die jetzt vorgesehene Sperrung der Innenstadt neue Gesichtspunkte
erbracht hat und die Fertigstellung von Zubringer Mitte und Dreisamuferstraße in
diesem Jahr die Möglichkeit zu neuerlichen Verkehrszählungen ergäbe? Die Erarbeitung einer
variierten Konzeption, die sich an der bisherigen Verkehrsentwicklung orientiert und nicht
nur straßenplanerisch, sondern auch städtebauliche Überlegungen in die Planung mit einbezieht
! Denn auch die Führung der Nordautobahn von Denzlingen nach St. Peter —
St. Märgen — Turner-Jostal stieß auf Gegner! Der Heimatschutz Südbaden, die Aktionsgemeinschaft
für demokratische Verkehrsplanung (Ibental) und die Aktion Umweltschutz
widersetzen sich dieser Trassenführung, die eines der großen, geschlossenen Erholungsund
Landschaftsgebiete durchqueren soll. Sie schlagen eine vieldiskutierte Lösung mit
drei Tunnel für die Autobahn vor, die über das Höllental kommend von Kirchzarten aus
unter dem Roßkopf hindurch direkt zur Autobahn bei Denzlingen führen würde. Sie begründen
ihren Vorschlag mit dem nur noch geringen Erholungswert des Höllentales, das man für
eine Autobahn heranziehen sollte, um die schon erwähnten echten Erholungsgbiete zu
schonen. Aber eine Höllentaltrasse setzt drei lange Tunnelbauten voraus, deren Kosten einer
Realisierung im Wege stehen dürften. Eine Auffahrt zu dieser Autobahn bei Kirchzarten

46


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1974-03/0046