Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1976-78): Aufsätze - Vorschläge - Berichte
1976-78
Seite: 15
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1976_78-04-05/0017
halb der eigentlichen Gemeindeverwaltung geleistet werden kann. Der Präsident
des Österreichischen Bundesdenkmalamtes, Professor Walter Frodel, sagte auf
der Tagung der Deutschen Heimatpflege in Münster in Westfalen 1968, daß man
dem Ensemble mehr Aufmerksamkeit zu schenken habe als dem Einzeldenkmal,
und daß man künftig in Denkmalzonen denken müsse.

Die zwischen 1969 und 1975 folgenden Kolloquien in Brüssel, Bologna und
Krems haben das Bekannte nur noch vertieft und die Planungen für das Denkmalschutzjahr
1975 vorbereitet. Dabei steht Bologna als Synonym für eine fortschrittliche
und neuzeitliche Denkmalpflege und Stadtsanierung, die die soziale
Symmetrie in vollem Umfange wahrt. Es gibt bisher keine andere Stadt, die eine
konsequente Einzelsanierung der Objekte unter Wahrung ihrer äußeren Bausubstanz
betreibt und dafür sorgt, daß die ursprüngliche Bevölkerungsschicht in die
sanierten Wohnungen zurückkehren kann. Es stimmt nachdenklich, daß dies in
einer oberitalienischen Stadt möglich ist, die von einem kommunistischen Oberbürgermeister
regiert wird und nicht in einer Stadt, deren Parteienvertreter sich
selbst immer zur Verteidigung der westeuropäischen Kultur aufrufen. In den
meisten Ostblockstaaten, wie in der CSSR, ist das Problem des Bauensembles
schon viel länger erkannt und bei der Denkmalpflege konsequent berücksichtigt
worden. Prag ist hierfür ein viel zitiertes Beispiel, zu dem neuerdings Budapest
kommt. Für die nach totalen Kriegszerstörungen erfolgten Wiederaufbauten
mögen beispielhaft Breslau und Danzig stehen, für die es in der Bundesrepublik
Deutschland in Nürnberg und Würzburg nur abgeschwächte Parallelen gibt. Daß
im Ostblock ideologische und staatspolitische Überlegungen im Vordergrund
stehen, darf den Blick auf die positiven Ergebnisse nicht verstellen. Der Direktor
des Institutes für Städtebau und Architektur an der Bauakademie in Ostberlin,
Professor Hänselmann, sagte einmal dazu: „Daß nur die Komplexität von Alt- und
Neubauten die Entwicklung einer neuen Gesamtstadt ermöglicht".

Wenn es um Ortsbildschutz geht, ist man geneigt, einen Blick nach Frankreich
zu tun, dessen „Lex Malraux" als vorbildlich für die Ortsbilderhaltung und Stadtbildpflege
gilt. So war es auch nicht verwunderlich, daß die baden-württembergische
Architektentagung 1975 in Freiburg sich Colmar zum denkmalpflege-
rischenAnschauungsunterrricht aussuchte, und nicht etwa Gengenbach. Das in
Sachen Denkmalschutz als vorbildlich gepriesene Colmar muß sich jedoch den
Einwand gefallen lassen, daß hier in manchen Fällen Denkmalpflege mit Anpassungsarchitektur
gleichgesetzt wird, was sicher zu einer unnötigen Belastung
künftiger denkmalpflegerischer Aussagen führen kann. Dabei ist gerne zugegeben
, daß uns das Lächeln über Colmar vergangen ist, das wir vor einigen Jahren
noch auf den Lippen hatten, als vom Martinsmünster ganze Fialen herunterbrachen
. In Freiburg würde das nicht passieren, so glaubte man bei unserer vorbildlichen
Münsterdenkmalpflege zu wissen. In der Zwischenzeit sind wir auch
hier etwas bescheidener geworden.

Der kritische Hinweis auf Colmar entspricht nicht einem mißgünstigen Nachbarschaftsblick
. Zu dem im September 1975 in München erschienenen Kommentar
zum Denkmalschutzjahr war über die französische Denkmalpflege u. a. folgendes
zu lesen: „Am 4. August 1962 wurde in Frankreich ein Gesetz zur Ergänzung der
Gesetzgebung des Schutzes von historisch und künstlerisch wertvollen Erbes
Frankreichs, welches das Ziel hat, die Restaurierung der Grundstücke zu erleichtern
", verabschiedet. „So heißt das Gesetz nach dem damaligen Kultus-

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