Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1981): Aufsätze - Vorschläge - Berichte
1981
Seite: 31
(PDF, 16 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1981-06/0033
Roland Albrecht

Neubauten als Altbauten von morgen

A. Altbau

Die älteren, mehrgeschossigen Wohngebäude, die in jüngster Zeit in den alten
Stadtquartieren saniert und renoviert werden, sind in der Mehrzahl rund 75-80 Jahre
alt. Die Nachfrage nach solchen Altbau-Wohnungen ist sehr groß, erfüllen sie bei
Einbau von Naßzellen, Heizung, wärme- und schalldämmenden Baustoffen die
Wohnbedürfnisse oft besser als viele Neubau-Wohnungen.

Die Straßen- und Quartierbereiche mit solchen Bürgerhäusern aus der Jahrhundertwende
zeigen ein sehr abwechslungsreiches Bild. Sie besitzen eine formenreiche
Gestaltung, eine menschengerechte Maßstäblichkeit, eine individuelle Begrünung,
Läden, Geschäfte, Gasthäuser. Alle Bestandteile eines nicht unwesentlichen Teiles
der Urbanität.

Die Wohnungen und das äußere Erscheinungsbild dieser Stadtbereiche heben sich
wohltuend gegenüber der sterilen Monotonie vieler Neubausiedlungen ab. So sind
diese Häuser auch ein Teil der Bürger, die in diesen Häusern leben und in denen sich
das ganze menschliche Leben abspielt. So sind Haus und Mensch aufeinander angewiesen
und müssen sich gegenseitig Schutz und Pflege gewähren. Daraus folgt, daß
das Haus nur lebendig sein kann, wenn es bewohnt wird und sich den wechselnden
Bedürfnissen der heutigen und morgigen Generation anpaßt.

Der Bürger in dieser Umgebung muß sich wohlfühlen und hat er einmal sein Haus
angenommen, so wird er sich auch bereit erklären, das ganze Quartier und die ganze
Stadt anzuerkennen und ihre Denkmäler und Bauten schützen. Wenn also die vielgepriesene
Stadt und deren Häuser eine menschliche und qualitätsvolle Stadt sein
soll, muß sie kulturelle und geschichtliche Bindungen haben.

So sind in den letzten Jahren die Preise für Antiquitäten und einfaches altes Zubehör,
wenn sie nur vor 1900 datiert sind, um ein zigfaches im Preis gesteigen, wenn Angebot
und Nachfrage sich nicht mehr die Waage hielten. Wann wird wohl der Altbau
diese Tendenz erfahren ?

Es dürfte wohl nicht mehr lange dauern, bis die Planer und Investoren diese Gelegenheit
wahrnehmen und dabei feststellen müssen, daß ihnen bereits durch Abbruch
viele Objekte verlorengegangen sind.

Läßt diese Beobachtung und Erfahrung den Schluß zu, daß unsere Neubauten, die
vielen schönen Wohnsiedlungen und Trabantenstädte, schon stärker veraltet sind
als die erwähnten Altbauten? Sind die dreimal so alten Altbauten wirklich jünger als
unsere Neubauten ?

Viele unserer Neubauten sind schon veraltete Bauten, ehe sie ihrer Benutzung zugeführt
werden. Die Frage nach dem »Altwerden« der Bauwerke von heute kann sich
daher nicht nur auf das äußere Erscheinungsbild beziehen. Es geht nicht nur um ihr
Aussehen, sondern auch um ihre zeitgerechte Nutzung.

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