Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 2651
Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild [Hrsg.]
Freiburger Stadtbild (1984): Aufsätze - Vorschläge - Berichte
1984
Seite: 99
(PDF, 22 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1984-07/0101
für uns kein Zweifel, daß es sich bei den Häusern Talstraße 2 und 4 um Kulturdenkmale
handelt. Sie sind unabhängig ihrer baukünstlerischen Qualität als Einzelobjekte
für die Erlebbarkeit und für die Ablesbarkeit der baulichen Entwicklung an der Nahtstelle
der Mittelwiehre zur Unterwiehre von erheblicher Bedeutung.

Wegen des Hauses Talstraße 4 ist festzustellen, daß es jene Architekturmerkmaie
zeigt, die in Freiburg im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts als spezieller Regionalstil
entstanden sind. Dieses Weiterleben klassizistischer Stilformen wird man als spät-
biedermeierlich bezeichnen können und es gibt in der Kunstwissenschaft Anzeichen,
daß sich diese Stilbezeichnung für den typisch Freiburger Regionalstil einbürgern
wird. Klassizistisch-biedermeierliche Einzelformen von den Gurtgesimsen bis zum
Kranzgesims und den Kreis-Ornamenten legen architekturgewordenes Zeugnis ab
von dem Bestreben des einheimischen Bürgertums und den zugewanderten Professoren
der Universität und hohen Militärs auf Ausformung eines weitgehend einheitlichen
Regionalstils mit individueller Ornamentik der Fassaden.

Ein solches unverwechselbares und zugleich unverzichtbares Beispiel einer besonders
von der neuzeitlichen Kunstwissenschaft geachteten Form eines Regionalstils
stellt das Haus Talstraße 4 dar, wobei zu bemerken ist, daß nur dieses Haus in seiner
ursprünglichen Form erhalten blieb. Bei den anschließenden Gebäuden Talstraße 6-
12 wurden die Gliederungselemente nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschlagen
und die Fassaden »pflegeleicht« gestaltet.

Bei dem Eckhaus Talstraße 2 ist die Kunstgeschichtliche und stadtbildprägende Bedeutung
auch für den Laien auf den ersten Blick erkennbar: Handelt es sich hierbei
doch um das früher altrenommierte Freiburger Hotel Mundinger in einer typischen
Jugendstil-Architektur. Dabei ist zu bemerken, daß dieses Gebäude ursprünglich
einfacher und niederer war und erst in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts aufgestockt
und im Jugendstil repräsentativ umgebaut wurde.

Auch diese Verfahrensweise ist für die damalige Zeit in Freiburg typisch, wie die
zeitgleichen Umbauten des früheren Werthmann-Hauses, des Anwesens Basler
Straße 12(1904 von Oskar Geiges) und die Eckbebauung der Talstraße zur Scheffelstraße
belegen. Zwischen den Häusern Basler Straße 12 und Talstraße 2 besteht
außerdem eine achseale Ensemblewirkung, da sich die Ecktürme der Häuser »antworten
«.

Zusammenfassend möchten wir feststellen, daß die aufgezeigten baugeschichtlichen
Bezüge die Erhaltung der Fassaden der Häuser Talstraße 2 und 4 unverzichtbar
machen. Dabei halten wir es für nicht gravierend, ob die beiden Häuser ausgekernt
oder die Fassaden zunächst abgebrochen, um nachher originalgetreu wieder aufgebaut
zu werden. Für uns ist stets der Plan, hier speziell der Aufriß eines Gebäudes,
das Kunstwerk und nicht die Tatsache, wer die Fassade aufgemauert hat.

Lediglich ergänzend weisen wir darauf hin, daß die gegenüberliegende Nordseite
der Talstraße die dargelegte städtebauliche Entwicklung bis in die Jahre des Ersten
Weltkrieges weiterführt, so daß hier in beachtlichem Maße die Stilvielfalt in der Freiburger
Baugeschichte zwischen 1890 und 1914 abgelesen werden kann. Auch dieser
Umstand zwingt nach unserer Erkenntnis zur Erhaltung oder Wiederherstellung zumindest
der Fassaden der Häuser Talstraße 2 und Talstraße 4.

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