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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1992-09/0142
baren auch viele der steinernen Bildwerke des Münsters mittelalterliches Musikverständnis
auf mannigfaltigste Weise, und dieses Musikverständnis ist zugleich Welt- und Seinsverständnis
, theologische Lehre und philosophisch-spekulative Aussage.

Um das Münster herum konzentrierte sich das kirchlich gebundene Musikleben der Stadt
Freiburg. Es ist anzunehmen, daß zugleich mit dem Beginn des Münsterbaus (ca. 1200)
auch eine Lateinschule gegründet wurde, die auch als Chorinstitut diente. Die Sängerknaben
der Lateinschule waren vor allem für die Ausgestaltung des Gottesdienstes im Münster
zuständig. Um 1546 schreibt der Rektor der Lateinschule in einer Petition an den Rat
der Stadt: »Nit desto weniger muß man die Schuel unterhalten von des chores wegen«.
Neben der Pflege des »Cantus planus«, das heißt des gregorianischen Chorals, hatte sich
der Chor auch der Ausführung des polyphonen »Cantus figuralis« zu widmen. So geht aus
einem Ratsprotokoll von 1576 hervor, daß bei den Exequien aus Anlaß des Todes von Kaiser
Maximilian II. im Münster »zwey gesungene figurirte ämpter« abgehalten worden seien:
ein »seel ampt uff St. Johann und dann eines von der heiligen dreyfaltigkeit uff den hohen
altar in organis«. Als ausführendes Ensemble dieser Feier kommt nur die Knabenkantorei
der Lateinschule in Frage. 1596 wird von einem Freiburger Magister berichtet, daß er den
Chor »in utraque musica« geleitet habe (»untraque musica« heißt hier: »musica plana« und
»musica figuralis«, also einstimmige Gregorianik und polyphoner Motettenstil). Nur an hohen
Festtagen trat der gesamte Schulchor in Erscheinung. Für die normalen Gottesdienste
wurden nur acht bis zehn Chorknaben bestimmt, freilich für die Dauer einer ganzen Woche
. Danach wurden sie für die folgende Woche gegen andere Knaben ausgewechselt.
Das Singen im Gottesdienst war für die Knaben eine Pflicht, die sie nicht ausschlagen
durften. Es war für sie aber auch eine wichtige Quelle für den Lebensunterhalt. Hinzu kam
das Kurrende-Singen auf den Straßen der Stadt. Die Bürger Freiburgs waren verpflichtet,
den kindlichen Sängern vor ihrer Haustür ein Almosen zu geben. Es gab aber die Möglichkeit
, sich von dieser oft als lästig empfundenen Pflicht freizukaufen, sei es durch eine einmalige
größerer Spende an die Kirche oder an den Rat, oder sei es durch eine laufende
kleinere Abgabe.

Erst aus dem Jahre 1465 liegt uns ein Zeugnis über eine Orgel im Münster vor. Dabei handelte
es sich vermutlich um die sogenannte »Schwalbennest-Orgel« an der nördlichen
Wand des Mittelschiffs; der Prospekt dieser Orgel ist noch erhalten. Es ist aber anzunehmen
, daß schon zu einer früheren Zeit Kleinorgeln im Münstergottesdienst verwendet wurden
, also Portative und Positive. Diese Instrumente konnten auch bei Prozessionen mitgeführt
werden. Der älteste Beleg für die Verwendung einer Kleinorgel weist freilich auf eine
außerkirchliche Verwendung hin. In einer Urkunde aus dem Kloster Tennenbach lesen wir,
daß auf der Zähringer Burg eine kleine Orgel erklungen sei, um die Tanzfeste der dort ansässigen
Ministerialen des Herzogs von Zähringen zu begleiten. Diese Quelle stammt aus
dem 13. Jahrhundert. Erst im Jahre 1529 erhielt das Münster eine wirklich große Orgel. Bei
ihr handelte es sich aber nicht um einen Orgelneubau, sondern es war die Orgel aus dem
Basler Münster, die infolge der calvinistischen Reformation in Basel nicht mehr benötigt
wurde und jetzt gleichsam als Gastgeschenk, als Mitbringsel, des sich ins Freiburger Exil
begebenden Bischofs von Basel ins Freiburger Münster eingebaut wurde. Seit ebendieser
Zeit sind auch die ersten Namen von Münsterorganisten überliefert. Unter ihnen sind vor
allem zwei zu nennen: Hans Buchner aus Konstanz und Johannes Kotter aus Straßburg,
zwei Kirchenmusiker und Komponisten von musikgeschichtlichem Rang. - Ein besonders

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