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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1994-10/0047
Domkapitel Heimstatt wurde, seines Schatzmeisters Villinger, der das Haus zum Walfisch
baute, das zuvor den Falkensteinern gehörte und in dem später der große Erasmus
zwei Jahre wohnte; die Zeit von Gregor Reisch, des Priors der Kartause, den man in der
gelehrten Welt Europas als das „Orakel Deutschlands" pries.

Das historische Stadtmuseum handelt (3) von der breiten Mittelschicht der Einwohnerschaft
, von den Handwerkern und Gewerbetreibenden. Aber von ihnen als Gruppe, als
Korporation, als Zunft. „Die Anzahl der zünftigen Handwerker (ungerechnet die Gesellen
und Lehrbuben)" - so lesen wir bei Joseph Bader in der alten „nach Quellen bearbeiten"
Geschichte der Stadt Freiburg - „belief sich am Schlüsse des 14. Jahrhunderts auf die
Summe von 1561. Darunter gab es 271 Rebleute, 130 Schuster, 115 Maurer und Zimmerleute
, 109 Schmiede, 103 Tucher, 95 Schneider, 90 Krämer, 84 Metzger, 78 Gerber,
73 Küfer, 72 Bäcker ..." Die Stadt hatte also damals und noch viele Jahrhunderte lang
mehr Rebleute als Studenten, der Wein gab der Stadt mehr Gewicht als die Wissenschaft
! Es gab ja auch mehrfach so viele Schumacher als Professoren. Auch das gibt zu
denken! Die Handwerker stellten die Bürgerwehr, verteidigten wie jener Metzgermeister
1299 am Bischofskreuz die Freiheit der Stadt mit dem Spieß (wahre „Spießbürger"
also!). Die breite Mittelschicht der Stadt erstritt sich in der Zunftrevolution auch die Teilhabe
am Stadtregiment, die freilich bald wieder beschnitten wurde. Wirtschaftlich unterlag
die Stadt dem Auf und Ab von Konjunktur und Depression wie alle andern; so teilte
der Rat 1486 Herzog Siegmund mit: „unser merkt gond ab ... nieman zieht zu uns, all
wochen ziehen lüt von uns." Wir wissen nicht, wen die wirtschaftlichen Krisen am härtesten
trafen. Sicher waren die nichtratsfähigen Leute, dann auch die Kranken und Siechen
, wohl auch die Bettler und fahrenden Leute in Notzeiten die ersten Opfer von Hunger
und Teuerung. Und in Krisen traf es besonders hart die Juden, die seit dem Spätmittelalter
bis tief ins 18. Jahrhundert der Stadt verwiesen blieben. Auch das gibt Anstoß
zum Nachdenken!

III.

Aus der Zeit des Mittelalters und der Frühen Neuzeit wird man im Historischen Stadtmuseum
vielen Zeugnissen begegnen; - aber man wird auch viele vermissen, denn die
großen Kunstepochen dieser Stadt, vor allem die von der Spätgotik bis zum Barock, werden
uns auch weiterhin mit ihren schönsten Zeugnissen im Augustinermuseum und im
Münster vorgestellt. Das Münster selbst ist im besonderen als complementäres Gegenüber
mit dem Museum verbunden: Ein Modell im großen Salon präsentiert den Baubetrieb
am Münster in der Zeit vor rund 700 Jahren, während man durchs Fenster auf das vollendete
Bauwerk selber blicken kann.

Das Historische Museum ist kein Kunstmuseum. Kunst der Stadt und der Region wird
weiterhin im Augustinermuseum ausgestellt bleiben. Hier im Wentzingerhaus wird daran
erinnert, woher viele dieser Schätze stammen: aus den Klöstern der Stadt, denen der
Dominikanerinnen vor allem. Erneut ein Anstoß zum Nachdenken: Was ist in diesen Klöstern
für die Sublimierung der Seele, für die Vergeistigung des Lebens geleistet worden!
Man kann nur staunen über die künstlerische Qualität einzelner Werke: Was haben
diese geistlichen Frauen an Kunstverstand verkörpert, wie umsichtig haben sie Aufträge

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