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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_1994-10/0048
vergeben oder Kunstwerke gesammelt. Keine Frage, hier in den Klöstern, auch in den
Männerklöstern, fanden Kunst und Kultur und Wissenschaft eine produktive Heimstatt.
Ihnen verdankt die Stadt vieles, was die damaligen Zeitgenossen gerühmt haben und
was auch in unserer Zeit der Stadt zur Ehre gereicht.

Im Wentzingerhaus ist den Klöstern ein Raum zusammen mit der Universität gewidmet.
Die Hohe Schule war und ist natürlich ein untrennbares Stück Geschichte dieser Stadt,
ein Scharnier zwischen Bürgerschaft und Außenwelt. Den Professoren und gebildeten
Leuten in der Stadt verdankte Freiburg nicht zuletzt, wie ein Lexikon von 1791 bestätigt,
daß „die hiesige Lebensart eher nach dem Ton großer Städte als kleinstädtisch" zu nennen
ist. Wenig später würdigte übrigens ein Bericht im Lahrer Hinkenden Boten „die vorzüglich
schöne Bildung des weiblichen Geschlechtes in Freiburg aus dem höhern und
geringem Stande." Im gleichen Bericht werden Toleranz und Duldung der Freiburger
gegen Andersdenkende hervorgehoben, was sich nicht zuletzt darin zeigte, daß die Freiburger
Universität die (damals) „einzige katholische Hochschule war, welche einen Protestanten
zu ihrem Rektor wählte." Vielleicht eine späte Wiedergutmachung dafür, daß
Freiburger schon 1522 als erste einen Protestanten (in Kenzingen) zum Märtyrer
gemacht hatten!

Was die Geschichte des vormodernen, vorindustriellen Freiburg betrifft, haben nun die
Museumsleute die Historiker überholt; um so gespannter warten wir, daß bald Band 2
und 1 der Stadtgeschichte vorgestellt werden. Dabei sei nicht vergessen, was auch dieses
Museum früheren Geschichtsschreibern verdankt: Heinrich Schreiber, Joseph
Bader, Peter Paul Albert, Franz Flamm, Friedrich Hefele, Franz Laubenberger und
Berent Schwineköper, Hermann Kopf, Walter Vetter, Frau Ingeborg Krummer-Schroth
und wie sie alle heißen.

Stadtgeschichte wird im Museum ganz anders gegenwärtig als in Büchern. Geschichte
lebt hier in den Sachen. Sie ist mit allen Sinnen wahrzunehmen. Sie läßt sich mehrdimensional
begreifen, auch wenn es natürlich nicht ohne „Flachware" - Bilder, Grafiken
und auch Texte - geht. Entscheidend wird es sein, daß das Museum ein wahres Bild von
Freiburg mitteilen kann, daß die Botschaft stimmt, die es vermittelt. Daß das Museum
dem Besucher das wirkliche Profil, die Wesenart dieser Stadt verdeutlichen kann! Die
geschichtliche Herkunft aus dem Mittelalter, aus der christlichen Tradition, die Verwurzelung
im Raum der Regio am Oberrhein; daß man etwas spürt vom Werk und Geist der
Menschen, die Freiburg gemacht und entwickelt haben: Stadtherren und Stadtväter,
Handwerker und Kaufleute, Klosterfrauen und Mönche, Professoren und Studenten,
Bauleute und Winzer, Wohlhabende und arme Leute ...

Geschichte im Museum, so könnte man meinen, das ist Vergangenheit pur, die wahre
historische Realität, Geschichte, wie sie wirklich war und sonst nichts. Das aber täuscht.
Die Freiburger Stadtgeschichte mußte für das Museum ausgekämmt, gefiltert werden,
und sie wird im Museum inszeniert, strukturiert und komponiert. Man muß schon fragen,
welche Geschichte oder wessen Geschichte hier vergegenwärtigt wird. In der sehr
geschichtsorientierten DDR hat man zwischen „Erbe und Tradition" unterschieden. Als
Erbe betrachtete man die gesamte Hinterlassenschaft der Vergangenheit, als Tradition

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