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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_2003-11/0010
Mitte des 18. Jahrhunderts endete die französische
Herrschaft. Die Festungsbauwerke wurden
geschleift; die Stadt bekam wieder Luft und Raum
zur weiteren Entwicklung - zur "Beurbarung",
wie man es damals nannte. Der Name des Stadtteils
im Norden erinnert noch heute daran, dass
hier das Brachland vor den früheren Befestigungen
urbar gemacht worden ist. In der Innenstadt
stoßen wir bis heute auf die Reste der Vauban'-
schen Festungsanlagen: An der Hochallee, entlang
der Wallstrasse, deren Name an den Festungswall
erinnert, oder am Theater, das auf den
Resten eines Forts gebaut wurde. Am Schlossberg
versuchen wir mit Unterstützung der Bürgerschaft
, Teile der einstigen Burganlagen wieder
sichtbar zu machen, die im Kern auf die Zähringer
zurückgehen und von den Franzosen ausgebaut
worden waren.

Machen wir einen weiteren Sprung um 150 Jahre,
in das ausgehende 19. Jahrhundert. Die Zeit zwischen
dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges
1870/71 und der Reichsgründung sowie dem
Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 war die bis
dahin längste Friedensepoche, welche das Gesicht
Freiburgs wohl am stärksten in der Geschichte
verändert hat. Sie war gekennzeichnet
von einem klugen und vorausschauenden Oberbürgermeister
: Otto Winterer amtierte 25 Jahre,
vom "Dreikaiserjähr" 1888 bis 1913, und er nutzte
die Chancen des Friedens, des wirtschaftlichen
Booms und der neuen Lage der Stadt, die nun
nicht mehr Grenzstadt war, sondern Verbindungen
ins wieder deutsch gewordene Elsass knüpfte
. In seiner Amtszeit verdoppelte sich die Zahl
der Einwohner und der Gebäude; Industrie und
Gewerbe siedelten sich an und brachten Wohlstand
und Beschäftigung. Freiburg wurde zu einer
Großstadt, die dies auch nach außen zeigte:
Das Neue Rathaus, das Theater (damals das zweitgrößte
im gesamten Deutschen Reich), Universitätsneubauten
, Schulen und vor allem die Villenviertel
Herdern und Wiehre, mit denen Winterer

wohlhabende Pensionäre aus dem ganzen Reich,
vor allem aus Hamburg, nach Freiburg lockte.
"Ein Dorf hat Dächer, eine Stadt hat Türme" - mit
diesem Argument ließ Winterer dem Zeitgeist gemäß
die mittelalterlichen Tore Martinstor und
Schwabentor aufstocken und nach hanseatischem
Geschmack umgestalten. Eine moderne
Wasserversorgung, das Rieselfeld zur Abwasserreinigung
, Elektrizität, die Straßenbahn - all dies
und noch einiges mehr entstand in der "Ära Winterer
". Und wie so oft in der Geschichte war es
ein Krieg, der diese fruchtbare Entwicklung jäh
beendete.

Ein halbes Jahrhundert weiter: Am 27. November
1944 wurde Freiburg bombardiert. Fast 3000
Menschen starben in den Trümmern; nahezu die
gesamte Innenstadt und rund ein Drittel aller
Wohnungen wurden zerstört. Viele haben damals
geglaubt, von diesem Schlag werde sich die Stadt
nie wieder erholen.

In die anschließenden 50er und 60er Jahre fiel
die stürmische Phase des Wiederaufbaus, gefolgt
von der Phase der Stadterweiterung vor allem
nach Westen. Es war eine doppelte Herausforderung
: Nicht nur die Zerstörungen des Zweiten
Weltkriegs waren zu beseitigen, sondern Freiburg
brauchte als schnell wachsende Großstadt
zusätzlichen Wohnraum über den Ersatz der
Kriegszerstörungen hinaus. Diese Entwicklungsphase
- vor allem geprägt von Oberbürgermeister
Eugen Keidel und anschließend von Rolf Böhme
- ist den Älteren noch gegenwärtig. Zunächst
Betzenhausen/Bischofslinde, dann Weingarten
und fast zeitgleich Landwasser als typische Beispiele
von Siedlungsprojekten der 60er und 70er
Jahre. Aus der jüngeren Vergangenheit datieren
die beiden neuen Stadtteile Rieselfeld und Vau-
ban. So unterschiedlich sie strukturiert sind -
hier die Planung auf der "grünen Wiese", dort die
Konversion einer früheren Kaserne -, so machen
sie im Vergleich zu Weingarten und Landwasser

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