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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_2003-11/0074
den, "umb willen sie wieder etlich gebott bad gehalten
", zu hohen Geldstrafen verurteilt. Die letzte
Pest in Freiburg 1633/34 stand derjenigen von
1564 in ihren Ausmaßen in nichts nach: Die sich
nur schleppend erholende Bevölkerungszahl
wurde durch die Pest wiederum um 2000 Menschen
reduziert. So wurde den Badern auch im
Herbst 1633 "bey Thurm straff geboten, bis auff
anderwertige Verordnung kein bad zue halten".
Diese Zwangsschließung der Badestuben dauerte
in diesem Fall mindestens bis Mai 1634!
Im Zusammenhang mit den Kriegs- und Seuchenzügen
kam es phasenweise auch zu einer Verteuerung
des Holzes, die einige Bader, Metzger und
auch andere auf Holz angewiesene Handwerker
durch gelegentlichen Holzdiebstahl auszugleichen
versuchten. Holzdiebstahl wurde jedoch offensichtlich
nicht als gravierendes Verbrechen
verfolgt, obwohl empfindliche Strafen verhängt
wurden, sondern wurde eher wie ein "Kavaliersdelikt
" behandelt: "Jacob Stöckheller Prediger Bader
wardt gerügt und beclagt, dass er 5 Klaffter
Holtz ohnerlaubt ausschlagen lassen in Herdern
waldt. Solle er für jedes Klafter bezahlen 6 Schilling
und 3 Pfennige thut 1 Pfund elf Schillinge
und 3 Pfennige. Und für den frefel zur Straff 3
Pfund.,H0 Auch sein Bruder, der Schwabsbader
Hans Stöckheller, wird 1636 gerügt, "dass er ohnerlaubt
eine Buochen in Herdern waldt" gestohlen
haben soll. Jacob Stöckheller wurde zwischen
1632 und 1637 mindestens fünfmal beim
Holzdiebstahl erwischt, ohne dass das Strafmaß
erhöht worden wäre. Ein längeres Badeverbot
aufgrund von Holzmangel konnte für Freiburg
bislang jedoch nicht nachgewiesen werden.41
Der 30jährige Krieg, der 1618 begonnen hatte, verschonte
Freiburg nicht. Schon bevor schwedische
Truppen 1632 das Dorf Wiehre zerstörten, versetzten
durchziehende Truppen die Stadtbevölkerung
immer wieder in Angst und Schrecken. Bei der Belagerung
Freiburgs (1644) wird die Schneckenvorstadt
fast völlig zerstört.42 Noch Jahre später sind die
Ausmaße dieser Katastrophe deutlich feststellbar.

Die "Verlassenschaft" letzten Baders im Schwabsbad
, Hans Stöckheler, hat sich erhalten.43 Dieser
starb am 20. Februar 1663. Darin heißt es bei der
Aufnahme seines Besitzes durch die Behörden:
"Erstlich ist das Haus noch dann dass bad hinweg
verbraucht noch daraufstehend 480 Gulden
Capital und 70 Gulden neuerst angeschlag 50
Gulden. Darhin ein ruinierter Platz daran 50
Gulden. Parschaft: An barem Gelt 19 Gulden 2
Schillinge 7 Pfennig. Wein: 20 Saum roth 120
Gulden. Schulden zur Erb: Deren findet an gelt
nit mehr angeb als 1 Gulden 6 Schilling und 6
Pfennig". Der Besitz von Hans Stöckheler wird
auf 205 Gulden 10 Schillinge und 31/2 Pfennige
festgestellt. Nach Abzug aller noch zu zahlenden
Schulden und Außenstände heißt es am Schluss
lapidar: "bleibt noch übrig 82 Gulden 7 Pfennige
". Nach einem Abzug des Pflichtteils seiner
Frau, bleiben den Kindern des Hans Stöckheler
am Ende noch 67 Gulden 17 Schillinge und 2 _
Pfennige. Hans Stöckheler hatte fünf bekannte
Kinder - jedes von ihnen erhielt demnach nur etwas
mehr als 13 Gulden!

Die Bader-Familie Stöckheler, zu der auch der
Schwabsbader Hans gehörte, betrieb im 17. Jahrhundert
zusammen mit der ihr verwandtschaftlich
verbundenen Baderfamilie der Amrheins den
überwiegenden Teil der noch bestehenden Badestuben
Freiburgs: In der Schneckenvorstadt das
Schwabsbad, das Spitalbad, das neu eingerichtete
Bad "Zur Büttenen", das Paradiesbad und das Cyl-
genbad und in der Predigervorstadt das Predigerbad
. Die Belagerung von 1644 hatte jedoch auch
die Bäder der Predigervorstadt nicht verschont
und der Badebetrieb konnte meist nur in Behelfsbauten
aufrecht erhalten werden. Der Vau-
bansche Festungsbau, der nach der Besetzung
Freiburgs durch die Truppen Ludwigs XIV. nach
1677 energisch vorangetrieben wurde, bedeutete
dann jedoch das endgültige "Aus": Die gesamte
Predigervorstadt sowie auch die Vorstadt Neuburg
werden buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht
, um Platz für die Bastionen und ein

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