http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fr_stadtbild_2003-11/0079
richtungsplatzes am "Radacker", vorbei am ehemaligen
Brücklewirtshaus "Zur Sonne" bis hin
zur Kronenbrücke.
Der alte Richtplatz
Wer eine Schwäche für Plätze mit düsterer Vergangenheit
hat, kann auf dieser Verkehrsachse einen
Spaziergang in Richtung „Radacker" unternehmen
, der allerdings zunächst nicht sehr attraktiv
erscheint, da sich vor Ort so gut wie kein
Hinweis auf die Geschichte dieser Stelle findet. Es
ist sicher wenig im Bewusstsein der Freiburger
verankert, dass die Fläche zwischen den beiden
Eisenbahnbrücken, auf der das ehemalige Bahnbetriebswerk
steht, noch zum Stadtteil Wiehre
Die Vierzehnnothelferkapelle an der Basler Strasse - für viele zum Tod Verurteilte
die letzte Station auf dem Weg zur Richtstätte - wurde 1927 beim Ausbau
der Strasse abgebrochen, original: St. Johann; Foto: Scheck
zählt. Ungefähr an dieser Stelle könnte sich im
Mittelalter der Hinrichtungsplatz der Stadt Freiburg
befunden haben. Gleich drei Varianten der
Todesstrafe wurden hier praktiziert: Neben dem
Galgen gab es ein Rad, mit dem das berüchtigte
"Rädern" vollzogen wurde. Eine spätere Ergänzung
war der Scheiterhaufen, auf dem Frauen, die
man der Hexerei beschuldigte, verbrannt wurden
. Lediglich die Straßenbezeichnung "Am Radacker
" weist noch auf die unrühmliche Vergangenheit
dieser Lokalität hin. Einige wenige alte
Freiburger wollen sich daran erinnern können,
dass die Stelle noch kurz nach der Jahrhundertwende
"Galgenspitz" genannt wurde. Damals gab
es statt der Bahnbrücken einen schienengleichen
Bahnübergang mit einem Bahnwärterhäuschen.
Zwischen dem Bahnübergang und
der Einmündung der heutigen Hein-
rich-von-Stephan-Straße stand die
Vierzehnnothelfer-Kapelle, die erst
1927 im Zuge des Baus der neuen Straße
und der Unterführungen abgebrochen
wurde. Die übrig gebliebene
Ausstattung dieser Kapelle befindet
sich heute in der Kirche St. Johann.
Bevor man auf dem Rückweg in Richtung
Stadtmitte zur einer weiteren
"düsteren" Stelle gelangt, erreicht
man das Gasthaus "Sonne". Dem ebenso
unscheinbaren wie geschicht-
strächtigen Gebäude sieht man es
nicht an, dass es sich dabei um eines
der ältesten Häuser der Wiehre handelt
: Mit Ausnahme der nordöstlichen
Fensterachse, ein Anbau der 50er Jahre
, bestehen die ersten beiden Geschosse
noch aus alten Mauern. Sie
dürften aus der Zeit des ersten
Wiederaufbaus nach den Zerstörungen
der Barockzeit stammen. Aus dem
Wirtshaus ist inzwischen ein Garni-
Hotelbetrieb geworden.
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