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Unser lieben Frauen Münster.
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Die bauanalytischen Untersuchungen, besonders Adler's geistvolle Ausführungen
, haben in bestimmter Weise ergeben, dass die Westfacade
und der Thurm wenigstens bis zum dritten Felde der Pyramide das
reife und durchdachte Werk eines Meisters sind. Eben diesem glücklichen
Umstände darf die rasche und zielbevvusste Förderung des Baues
selbst zugeschrieben werden.
Es möge hier nur auf einige Anhaltspunkte hingewiesen sein,
welche das Gesagte bestätigen.
Zunächst
fällt die äusserst
knappeundnur
auf das technisch
Nothwen-
dige sich beschränkende
Maassbestimmung
der Mauermassen
auf.
Die Mauerstärkender
unteren
Theile zeigen
eine überlegte
und bewusste
Sicherheit, die
zu anderen
frühgothischen
Bauten in
merkwürdigem
Gegensatze
steht. Ein ebenso
sicheres
constructives
facadenbildung äusserst erschwert, wie auch die erste Arkade des Mittelschiffes
ganz zugebaut oder wesentlich verengert worden sein. Durch die
getroffene Anlage aber, bei welcher die Vorhalle rechteckig gestaltet wurde,
und durch die Anordnung der zur Verspannung wesentlich beitragenden
Treppenthürmchen in den Ecken zwischen Seitenschiffmauern und Thurm
wurden die zur Aufnahme der Last nöthigen Mauermassen gebildet. Dies
ist eine Construction, die keinem Meister der Frühzeit entstammen kann,
und wenn sie sich auch nicht völlig bewährte, wie die Risse an den Rosen
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Kose des südlichen Seitenschiffes.
Bewusstsein
zeigt sich in
der Anlage der
Verstrebungen
des Thurmes.
Wären an der
Nordost- und
Südostecke des
Thurmes die
gleichen wandartigen
Strebepfeiler
aufgeführt
worden,
wie an der
Nordwest- und
Südwestecke,
was ja die
nächstliegende
und einfachste
Lösung gewesen
wäre, so
würde hierdurch
sowohl
die Seiten-
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