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XII. Scbluss.
Wickelung Israels von der aller Welt für die nachniosaische
Zeit zu konstatieren ist, dass hier „der monotheistische
Prozess mit einer Art Naturnotwendigkeit weitergeht",1)
so spricht solches an sich schon dafür, dass für diesen in
Israel auftretenden Prozess eine eigenartige Grundlage in
der vormosaischen Urreligion bereits gegeben war. Mit
Recht hält daher auch Cornill daran fest, „dass Israel
schon vor der Zeit des Mose eine ausgeprägte religiöse
Eigenart hatte, an welche Mose anknüpfen konnte".2) Als
Beitrag zur Feststellung dessen, worin diese religiöse Eigenart
bestand, hat die vorliegende Untersuchung zu konstatieren
gesucht, dass bestimmte auch in Israel aufgetretene Vorstellungen
, wenn auch aus den gleichen Wurzeln erwachsen
wie überall, hier doch nicht Religionsformen hervorgebracht
haben, wie sie in der Völkerwelt vielfach aus denselben
sich gebildet haben, — dass nämlich hier aus dem Seelenglauben
zu keiner Zeit ein Seelenkult erwachsen ist, sondern
dass Israels Kult allezeit kein anderes Objekt gehabt hat
als die machtvoll über Natur und Menschen waltende
Gottheit.
x) Siegfried, Götterglaube und Gottesglaube im Volke Israel.
Prot. KZ. 1882. 33.
2) Proph. 18.
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