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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/geheimrat1900/0003
HEINRICH WILHELM GOTTFRIED WALDEYER

Ordentlicher Professor an der Universität und Direktor des anatomischen Instituts

BERLIN.

nter den Anatomen der Gegenwart ragt Waldeyer weit über das Mittelmaass empor. Hat
doch dieser Gelehrte in den vier Jahrzehnten, die er nun ununterbrochen der Menschheit dient,
seine Spezial-Wissenschaft, die Anatomie, um eine grosse Anzahl von Entdeckungen bereichert.
^^u^^L^y-^e^M Seine zahlreichen fachwissenschaftlichen Arbeiten hier sämtlich aufzuführen, würde den Rahmen
dieses Artikels weit überschreiten und so begnügen wir uns mit der kurzen Darstellung seines Entwicklungsganges
, dem sich die Anführung der hauptsächlichsten Waldeyer'schen Arbeiten anschliesst.

In Hehlen an der Weser, einem kleinen braunschweigischen Platze, ist Waldeyer am 6. Oktober 1836
geboren. Mit zwanzig Jahren bezog er die Göttinger Universität, um dort, der ursprünglichen Neigung folgend,
Mathematik und Naturwissenschaft zu studieren. Der Uebergang zur Medizin, die des jungen Studenten Lebensberuf
wTerden sollte, vollzog sich rasch, nachdem er bei Henle gehört hatte. So wurde aus dem früheren
Mathematiker der Anatom. Nach zweijährigem Aufenthalt in Göttingen bezog Waldeyer die Greifswalder
Universität, wurde unter J. Budge Assistent am dortigen anatomischen Institut und gleichzeitig eifriger Besucher der
von Bardeleben, Niemeyer und Rühle geleiteten Kliniken. In solch wissenschaftlicher Thätigkeit gingen allmählich
die Studienjahre dahin. Im Jahre 1861/62 finden wir Waldeyer in Berlin, wo er mit gereiftem Verständnis als
Schüler von Reichert, Dove, Du Bois-Reymond, Frerichs und Jüngken den Schatz seiner Kenntnisse immer mehr
und mehr bereichert. Seine 1861 erfolgte Dissertation behandelt das Thema: „De claviculae articulis et functione"
und im selben Jahre beendet er erfolgreich seine medizinische Staatsprüfung.

Waren dies die „Lehrjahre"" des berühmten Anatomen, so folgte nun eine mehr als zehnjährige
Wanderzeit. Vom Jahre 1862 an verbringt Waldeyer drei Jahre in Königsberg in Preussen, wo er bei
von Wittich als Assistent am dortigen physiologischen Institut arbeitet. In gleicher Eigenschaft finden wir ihn
1864 und 1865 in Breslau, wo R. Heidenhain sein Lehrer und Berater ist. Dort wird auch Waldeyer 1865
Extraordinarius — zwei Jahre später wird er zum ordentlichen Professor an der Breslauer Hochschule mit dem
Lehrauftrag für pathologische Anatomie ernannt, um diese Stellung nach fünfjährigem erfolgreichstem Wirken mit
einer anderen an der neu organisierten Universität Strassburg im Elsass zu vertauschen, wohin ihn eine ehrenvolle
Berufung als Direktor des dort neu einzurichtenden anatomischen Instituts bringt. Elf Jahre eifrigster, von reichen
Erfolgen belohnter Forschung vergehen. Aus dem ehemaligen Mathematiker ist ein berühmter Anatom und ein
Mediziner geworden, dessen Name auch über die Fachkreise hinaus Bedeutung hat. Im Jahre 1883 beruft den
Gelehrten die preussische Regierung in die Direktion des berlinischen anatomischen Universitäts-Institutes, dem
Waldeyer seitdem in nie rastender Arbeit zur Ehre und zum Ruhm der deutschen medizinischen Wissenschaft
vorsteht. Unter den überaus zahlreichen Schriften ragen hervor: „Eierstock und Ei", (Leipzig 1870). „Ueber
den Bau und die Entwicklung der Carcinome und der Eierstockscystome" (Virchow's Archiv und A. f. Gyn.).
Weiter nennen wir „Ueber den Bau der Zähne" (Greifswalder medizinische Jahrbücher. Henle's Zeitschrift für rationelle
Medizin. Strickers Handbuch der Gewebelehre.) „Ueber den Bau der Gehörschnecke", „Ueber den Axencylinder ",
„Ueber den Ossifikationsprozess, über Bindegewebszellen, über Archiblast und Parablast." Hieran schliessen
sich weiter „Hernia retroperitonealis nebst Bau und Entwicklung des Peritonäum", mit welcher Arbeit
sich Waldeyer in Breslau habilitierte. Einige monographische Artikel über „Cornea, Sclera und Conjunctiva",
dann die Abhandlung für die Berliner Akademie der Wissenschaften: „Ueber das Gorilla-Rückenmark", sowie
„Beiträge zur Kenntnis der Lage der weiblichen Beckenorgane" zeigen nebst vielen anderen Abhandlungen die
ausserordentliche Vielseitigkeit dieses angesehenen Anatomen.


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