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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/geheimrat1900/0008
Hofrat ROBERT ERNST EDUARD WIEDERSHEIM

o. Professor der Anatomie und der vergleichenden Anatomie an der Universität

FREIBURG i. Breisgau.

-SS-

ie Umgebung oder vielleicht noch besser die äusseren Lebensverhältnisse, in welchen Robert
Wiedersheim seine ersten Jugendjahre verbrachte, kann man wohl als bestimmend für seinen
späteren Entwicklungsgang betrachten. Als Sohn des Arztes und Physikus Dr. Eduard Wie-
yg-e^s^^s^i dersheim im württembergischen Städtchen Nürtingen am 21 April 1848 geboren, wurden des
Knaben Sinn und Gedanken frühzeitig auf die Natur gelenkt, und so jene Neigungen entwickelt, die später im
Studium und der Lehrthätigkeit Wiedersheims ihre beste Bethätigung finden sollten. War doch der Vater in
der Plora und Fauna seiner schwäbischen Heimat sehr gut bewandert, und so konnte es nicht fehlen, dass die
so früh hervortretende Neigung des Sohnes auf das Eingehendste gefördert wurde.

Schon im achten Jahre wurden mit Hülfe des Vaters Sammlungen von Pflanzen und Fossilien angelegt,
und auch als später der Knabe die Lateinschule seiner Vaterstadt mit der zu Kirchheim u/T. und dann mit
dem Gymnasium zu Stuttgart vertauschte, nützte der wissensdurstige Schüler die freilich knapp bemessene freie
Zeit aus, um seine Neigung zum Studium der Natur zu befriedigen. Ostern 1868 wurde die Reifeprüfung bestanden
und im April desselben Jahres die Akademie in Lausanne bezogen.

Die in faunistischer und botanischer Hinsicht hervorragende Umgebung Lausannes gab den natürlichen
Anstoss, jene Studien mit erhöhtem Eifer fortzusetzen, und es verging kaum ein Tag, den der junge Studiosus
nicht zu Ausflügen längs den Ufern des Sees, in das Rhonethal, oder in den Schweizer Jura benützte, um mit
reicher Ausbeute an Insekten und Pflanzen heimzukehren.

Im Herbst 1868 bezog Wiedersheim die Universität Tübingen. Hier war es vor allem Franz
Leydig, dessen Vorlesungen über vergleichende Anatomie und Zoologie in ihm hellste Begeisterung
erweckten. Immer stärker kam in ihm das Bewusstsein zur Geltung, dass dieser Gelehrte vorbildlich für ihn und
sein späteres Studium sei, und so kann man wohl sagen, dass Leydigs Vorlesungen bestimmend für Wiedersheims
späteres Leben wurden. Der schon damals gehegte und dem Vater geäusserte Wunsch, sich ganz den
biologischen Studien widmen zu dürfen, scheiterte vorläufig an des Vaters strenger Anordnung, die aufgenommenen
medizinischen Studien durchzuführen, und Wiedersheim hat diese Innehaltung niemals zu bereuen gehabt.
Wurde doch seine in diesen Disziplinen erworbene Kenntniss die Grundlage, auf der sich seine späteren fachwissenschaftlichen
Leistungen überhaupt aufbauten.

Wiedersheim stand schon im 4. Semester, als ihn der Krieg 1870 zum Dienst für das Vaterland
rief. Er wurde nach Ulm zum dortigen Lazarettdienst kommandiert, und als der Krieg beendet war, bezog er
die Universität Würzburg, um dort in den Kliniken von Bamberger, Linhart und Skanzoni die während des Krieges
erworbenen Kenntnisse zu verwerten und zu erweitern. Freilich — hingezogen fühlte er sich zu dieser Thätig-
keit gerade nicht, sondern in jener Zeit war es vor allem Albert Kölliker, durch dessen Einfluss sein Entschluss,
die akademische Carriere mit Rücksicht auf die morphologischen Disziplinen fester ins Auge zu fassen, mehr und
mehr zur Reife gedieh.

Auch der damalige Prosector Köllikers, der jetzige Direktor des anatomischen Instituts zu Breslau,
Carl Hasse, förderte den Studiosus in vielfacher Hinsicht. Nebenbei wurden privatim anatomische und zoologische
Studien betrieben, und zur Abfassung der Promotionsschrift unter der Leitung Hasses die nötigen Vorarbeiten
unternommen.

Der ausserordentliche Eifer sollte rascher als der Student es dachte, belohnt werden. Wiedersheim
hatte die grosse Genugthuung, dass ihm Kölliker noch vor absolviertem Rigorosum eine Assistentenstellung für
den Fall anbot, dass er sich später ganz der Anatomie widmen würde. Damit waren die Würfel gefallen. Im


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