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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/geheimrat1900/0009
Sommer 1872 absolvierte Wiedersheim in Freiburg im Breisgau das medizinische Staatsexamen, kehrte im
Herbst nach Würzburg zurück und übernahm daselbst eine Assistentenstelle im anatomischen Institut.

Die vorhergegangenen Sommerferien hatte der nunmehrige Doctor med. und approbierte Arzt zu einer
grossen Reise benutzt, die ihn an den Rhein bis Bonn und Köln, dann nach Berlin führte, von wo aus er über
Göttingen, Hannover nach Kiel, Kopenhagen und nach Lund in Schweden gelangte. Auf der Rückreise lernte
er Rügen, Dresden, Prag und Wien kennen. Nach Würzburg zurückgekehrt, wurde ihm von Kölliker die durch
den Weggang Hasses erledigte Prosectur übertragen.

Waren dies gewissermaassen die Wanderjahre unseres Gelehrten, so sind die nun folgenden Zeiten
solche angestrengtester, wissenschaftlicher Forschung, die sich auf so ziemlich alle Gebiete der Anatomie erstreckten»
und während welcher Wiedersheim allmählich in seinen Lehrberuf hineinwuchs.

Ende des Sommersemesters 1876 folgte Wiedersheim einer Aufforderung Alexander Eckers,
die Prosectur am anatomischen Institut zu Freiburg im Breisgau zu übernehmen. Wenige Monate darauf wurde
er zum ausserordentlichen Professor an dieser Hochschule befördert, und als dann im Jahre 1883 Ecker erkrankte,
übernahm er, nun zum Ordinarius ernannt, gleichzeitig mit Ecker's Lehrstuhl auch die Leitung des anatomischen
und vergleichend anatomischen Instituts. Im selben Jahre machte Professor Wiedersheim seine zweite und anno
1887 seme dritte grosse Reise, die ihn durch Belgien, Holland, Frankreich, England und Schottland führten.
Ueberall waren es die grossen Sammlungen und wissenschaftlichen Institute, die er mit grösstem Interesse besuchte
und gründlich studierte. Seit dieser Zeit wirkt Professor Wiedersheim in Freiburg, begeistert für seinen Lehrberuf
, angeregt durch seinen schönen Wirkungskreis und den Umgang mit der akademischen Jugend.

Wieders heims reiche schriftstellerische Thätigkeit hängt auf das Engste mit seinem Lehrfach zusammen.
Wie sich dieses auf vergleichende Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Wirbeltiere, dann aber
auch auf die Anatomie des Menschen in ihrem ganzen Umfange erstreckt, so auch die von ihm veröffentlichten
Werke.

Ausser zahlreichen Referaten, Kritiken und Aufsätzen in Fachzeitschriften nennen wir die bekannten
grundlegenden Werke des Freiburger Gelehrten:

„Lehrbuch" und „Grundriss der vergleichenden Anatomie der Wirbeltiere", welch letzterer bis jetzt in
vierter Auflage — zuletzt 1898 — in Deutsch, in zweiter in Englisch und je in einer in Russisch, Französisch
und Italienisch erschien. Eine fünfte Auflage ist in Vorbereitung begriffen.

Dann weiter sein zweites Hauptwerk: «»

„Der Bau des Menschen als Zeugnis für seine Vergangenheit."

Auch dieses Werk erschien — l&93 — m zweiter Auflage in Deutsch und wurde ins Russische und
Englische übersetzt. Im Anschluss hieran nennen wir noch als besonders erwähnenswert:
„Salamandrina perspicillata und Geotriton fuscus", 1875.
„Kopfskelet der Urodelen", 1877.
„Labyrinthodon Rütimeyeri", 1878.
„Morphologische Studien", 1878.
„Anatomie der Gymnophionen", 1879.

„Die Lehre von den Eingeweiden, dem Integument und den Sinnesorganen des Frosches", 1882.
„Das Geruchsorgan der Tetrodonten", 1887.
„Das Gliedmassenskelett der Wirbeltiere", 1892.
„Die Phylogenie der Beutelknochen", 1892.
„Entwickelungsgeschichte des Proteus anguineus".

„Entwicklungsgeschichte des Urogenitalapparates bei Krokodilen und Schildkröten", 1890, und
„Beiträge zur Kenntnis der Anatomie der äusseren Nase von Semnopithecus nasicus", eine physiogno-
mische Studie, 1901.

Alle diese Arbeiten zeigen die auf Grundlage der Entwickelungslehre sich aufbauende, morphologische
Richtung des Forschers, den sein Landesherr im Jahre 1894 durch Verleihung des badischen Hofrattitels, und
später der Ersten Klasse des Zähringer Löwenordens ehrte, während unser Kaiser des Forschers ernstes Streben
durch den Roten Adlerorden anerkannte.


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