Universität Freiburg, Musikwissenschaftliches Seminar, Bibliothek, Frei 14: V/230/GLAR/1 (R)
Glareanus, Henricus Loriti; Bohn, Peter [Übers.]
Glareani Dodecachordon
Leipzig, 1888
Blatt: IV
(PDF, 100 MB)
Bibliographische Information
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Drucke des Humanismus und der Reformationszeit

  (z. B.: IVa, 130a, IVb, 130b; Achtung: bei Originalseitenzählung "IIII" muss hier "IV" eingegeben werden)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/glareanus1547a/0004
IV

griechischen Grammatik, in der Poesie, Musik und Mathematik erteilte. Unter seinen Zöglingen
waren die Tschudi, Peter, Valentin und Egidius, aus Glarus, Jak. Amann aus Zürich, von der
Gilgen aus Luzern. In Basel trat er in eine innige Beziehung zu Erasmus. Von der hier im
Jahre 1515 von ihm erschienenen „Helvetiae descriptio" etc. händigte er der eben in Zürich
versammelten Tagsatzung der Eidgenossen Exemplare ein, was ihm aufser 20 rheinischen Gulden
ein jährliches Stipendium. von 100 Gulden bei dem Herzoge von Mailand eintrug, die er auf
der Universität von Pavia beziehen sollte. Im selben Jahre begab er sich auch nach Jtalien,
kehrte jedoch bald wieder nach Basel zurück. Auf Verwendung- derselben Tagsatzung erhielt
Glarean von Franz I. ein Stipendium zum Besuche der Universität von Paris und bezog dieselbe
mit den meisten seiner Schüler im Mai 1517. Im Jahre 1518 trug man ihm daselbst die
Professur der Poesie an, welche er jedoch ausschlug, weil er sonst auf sein Stipendium hätte
verzichten müssen. In Paris kam er in Berührung mit Budäus, Willi. Copus, Faustus Andra-
linus, Johannes Mouton und besonders Faber Stapulensis. Seinen Plan, wieder nach Basel
zurückzukehren und wie früher Pensionat zu halten, führte er im März 1522 aus, in welchem
Jahre er sich -auch mit einer Baslerin verehelichte, welche nach kinderloser Ehe 1539 starb. In
Basel entwickelte er eine grofse Thätigkeit; er hielt öffentliche Vorlesungen, die aufserordent-
tlich stark besucht waren. Im Jahre ^2Q_erhielt er an der Universität zu Freiburg im Breis-
guu. die Professur der Poesie, zuerst auf Probe und 1530 definitiv. Hier las er teils öffentlich,
teils privatim oft fünf Stunden des Tages über Livius, Honier, Ovid's Metamorphosen und Virgil
vor einer so grofsen Zuhörerschaft, dass ihm mehrmals die Aula eingeräumt werden musste.
Auch entfaltete er hier seine gröfsere schriftstellerische Thätigkeit. In Freiburg vollendete er
sein Podecachordon. Daselbst ergötzte ihn auch der Stiftsprediger Johann Alus aus Solothurn
mit seinem Orgelspiel und mit Aufführungen Josquin'scher Kompositionen.1) Nach dem Tode
seiner ersten Frau heiratete er die Barbara Speyr, Wwe. Dr. Wonnecker, welche ihm fünf
Kinder mit in die Ehe brachte, während seine Ehe kinderlos blieb. Glarean starb vollständig
erblindet in der Nacht vom 27.—28. März 1563 und wurde seinem Wunsche gemäfs im Pre--"
digerkloster begraben. Seine reichhaltige Bibliothek hatte er früher an den Bischof Joh. Angolph
von Knöringen in-Augsburg .verkauft,,, welcher sie nachher der Universität Ingolstadt verschenkte,
von wo sie in neuerer Zeit ohne Zweifel nach Mürj^hen gekommen ist.

Glarean's Leistungen als Schriftsteller umfassen beinahe den ganzen Kreis der schönen
Wissenschaften und haben dieselben seinen Ruhm bis auf unsere Zeit begründet. Sein Biograph
Dr. Heinrich Schreiber führt S. 118 von demselben 27 Werke auf, von denen folgende
über die Musik handeln.

i. Isagoge In Mvsicen | Henrici Glarea- | ni Helvetii | Poe. Lav. etc. (Basileae)
1516. Er. widmet dieses aus 20 Blättern in Kleinquart bestehende 10 Kapitel enthaltende
Werkchen dem Schultheifsen Peter Falk zu Freiburg, bei Gelegenheit dessen Rückkehr" von
einer Reise nach Syrien, zugleich um den Bitten seiner Schüler Peter und Valentin Tschudi
.(Scudi) und Hirudaeus zu willfahren. Der den Titel umfassende Kranz, auf dessen unterm. Rande
sich das Wappen des Frobenius befindet, ist ein Holzschnitt von Hans Holbein. Der Inhalt
des Werkchens erstreckt sich auf die Anfangsgründe der Musik, so über die Erklärung der
Musik, über deren drei Genera, die guidonische Skala, Bildung der Tetrachorde, Mutation,
Intervalle, Phthongus, Teilung des Tones, Modi, deren Vergleichung und Gebrauch, Schluss,
Ausdehnung, Kenntnis und Vermischung, mit Hinzufügung der Abbildungen, wie sie sich auch

]) Von seinen freundschaftlichen Beziehungen zu den bedeutendsten Komponisten damaliger Zeit und von deren hilfreicher
Unterstützung macht er öfter in seinem Dodecachordon Erwähnung.


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