Universität Freiburg, Musikwissenschaftliches Seminar, Bibliothek, Frei 14: V/230/GLAR/1 (R)
Glareanus, Henricus Loriti; Bohn, Peter [Übers.]
Glareani Dodecachordon
Leipzig, 1888
Blatt: 58
(PDF, 100 MB)
Bibliographische Information
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Drucke des Humanismus und der Reformationszeit

  (z. B.: IVa, 130a, IVb, 130b; Achtung: bei Originalseitenzählung "IIII" muss hier "IV" eingegeben werden)



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3 8 • Zweites Buch. Siebentes Kapitel. Über d% Reihenfolge der Modi und ihre Benennungen.

Denn sie behaupten, wegen der einen oder imderii Verwechselung eines Halbtones werde
keineswegs das ganze System verändert. Ein solcher Gesang, sagen sie» sei Synemmemn und
gleichsam ein Fremdling, der an der Substanz des Modus nichts ändere; slber thöricht sei es»
wegen der Umkehrung eines Systems den Modus für «inen andern darzustellen oder zu halten;
daher sei unser elfter und zwölfter Modus von dem fünften und sechsten,, wegen der Verwechselung
nur eines Halbtones in der Quinte auf keine Weise zu trennen, und die, welche
wir als den neunten und zehnten Modus beigefügt haben, zögern sie nicht, dem ersten und
zweiten Modus zuzuzählen. Was zuerst das betrifft, was sie über die Verwechselung des Halbtones
sagen, so haben wir, wenn sie das von der Veränderung einer Note meinen, keinen
Grund, mit ihnen zu streiten. Wir gestehen zu, dass ein solcher Ton oft vorkommen kann,
aber als Fremdling. Wenn sie das aber von einem ganzen Gesango. vorstehen, so ist diese
Meinung abzuweisen. Und weshalb diese Meinung falsch ist, werden wir leicht zeigen. Denn
wenn der siebente Modus den Halbton in seiner Quinte von der dritten Stelle in die zweite
verlegt, so dass aus ut sol die Quinte re la entsteht, so gerät er völlig in den ersten Modus.
Auf diese Weise hat Petrus Piaiensis1) die Messe „Puer natus" leichtsinmj/enreise verändert.
Ähnlich gerät der dritte Modus, wenn man den Halbton in der Quinte eine Stufe aufwärts
setzt, so dass cms'mi mi die Quinte re la entsteht, in das System des zweiten Modus. Aber
auch das ist bei denselben ungereimt, dass entweder der siebente mit dem ersten, oder der
dritte mit dem zweiten ein und derselbe Modus sein soll. Daher sind auch der neue fünfte
und sechste, d. i. unser elfter und zwölfter Modus, nicht mit dem alten fünften und sechsten
dieselben Modi; diese machten nämlich aus der Quinte fa fa die Quinte ut tt*/t d. 3. aus der
dritten Oktavengattung die vierte und sie haben den Halbton in der Quinte an dritter Stelle,
während er in den früheren an vierter Stelle war. Was aber das anbetrifft, was sie *m der
Umkehrung des Systems getadelt haben, so können wir dieses als ungereimt schon durch das
Zeugnis derer erweisen, welche den sog-enannten achten Modus von dem ersten sonst nicht
trennen können; denn was sie immer über die Finale schreien, das ist ein ungereimtes <tc-
wäsch, wie wir oben gezeigt haben, da nicht der Finalschlüssel das System verändert, sondern
umgekehrt ; wegen der Umkehrung des Systems wird der Finalschlüssel ein anderer und wieder
ein anderer. Wenn daher der gewöhnliche achte Modus von jenen sieben echten und unan-
gezweifelten Modi verschieden ist, und dieses wegen einer einzigen Umkehrung des Systems,
so ist es notwendig, dass wir die übrigen Modi, die wir den neunten, zehnten, elften und
zwölften Modus nennen, auch in die Zahl der übrigen Modi zulassen, was darzuthun war»
Obgleich wir aber für den neunten Modus zweiter Hypodorius oder Aeolius, für den elften
Modus zweiter Hypolydius oder Jonicus, für den zehnten Modus zweiter Phrygius oder Hypo-
aeolius, schliefslich für den zwölften Modus zweiter Mixolydius oder Hypojonicus sagen können,
so folgten wir jedoch der schon allgemein aufgenommenen Benennung des achten Modus der
Zahl nach, welcher der zweite Dorius oder Hyperjastius war.

Siebentes Kapitel.

Über die Reihenfolge der Modi und ihre Benennungen.

Aber auch das ist zu bemerken, dass die Reihenfolge der Modi, zumal wie wir sie gesetzt
haben, nicht so ganz feststeht. J\Janchen scheint der Jäyrjodorius, weil er die erste Oktavengattung
enthält, nicht mit Unrecht der erste und hierauf die anderen der Reihe nach, der
Hypophrygius der zweite, der Hypolydius der dritte, der Dorius der vierte, der Phrygius der

1) d. i. Pierre de Larue.


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