http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/goetz1928/0010
- 8 —
einer Stiege hergestellten Seitenkeller hinzieht. Nebenan befindet sich
noch ein runder Turm, der den Anstaltszwecken ebenfalls leicht
nutzbar gemacht werden könnte. Vor dem Gebäude ist ein kleinerer,
hinter demselben ein größerer Garten vorhanden, beide mit Mauern
umgeben.
An Gebäuden waren ferner vorhanden:
3) ein zwar altes, aber noch lange andauerndes Oekonomiegebäude,
mit 2 Stallungen, 2 Scheuern und Holzremise;
4) eine noch neue, jedoch zu kleine Waschküche mit Backofen.
Fast rings um diese Gebäude herum befinden sich in unmittelbarem
Anschluß die Gärten, Wiesen, Halden, Aecker, meist von vorzüglicher
Beschaffenheit.
Das bei dem Kaufe der Gebäude miterworbene landwirtschaftliche
Gelände betrug zusammen 2 ha, 00 ar, 09 qm.
IL Historischer Rückblick für den Ort Jestetten
und das Schloß auf dem Tabor.
In dem schon um 870 urkundlich erscheinenden, 2 km vom Rhein entfernten
, am Volkenbach liegenden Jestetten standen einst 3 Schlösser,
von denen nur noch eines zum Teil erhalten ist, d. i. das auf einer natürlichen
Anhöhe nördlich vom Orte stehende Schloß auf dem Tabor; an
der nordwestlichen Ecke steht noch ein ungewöhnlich massiver Rundturm
mit 7 Meter Durchmesser als Rest der alten Schloßanlage. Ueber der
Eingangstüre zu diesem Turm findet sich die Jahreszahl 1564; an der
südöstlichen Ecke der Schloßanlage sind Spuren eines alten Rundturmes
zu erkennen, an einer Gartentür ist die Jahreszahl 1563, an einer andern
die Zahl 1671 eingemeißelt.
Jestetten einschließlich Tabor stand schon etwa 1135—1585 unter der
Herrschaft der Edlen von Jestetten, dann unter der Herrschaft der Grafen
von Sulz und teilweise unter der Gerichtsbarkeit des Klosters Rheinau.
Im Jahre 1687 starb Johann Ludwig, der letzte Graf von Sulz; die ältere
seiner Töchter, Maria Anna, vermählte sich mit dem Fürsten Ferdinand
von Schwarzenberg und brachte ihm als Mitgift die Landgrafschaft Klettgau
; die Einsegnung der Ehe fand im Schlosse zu Jestetten statt. Im
Jahre 1774 wurde das Schloß auf dem Tabor mit Hilfe des damals regierenden
Fürsten von Schwarzenberg zu einem Kloster für die „Frauen von
der ewigen Anbetung" eingerichtet; der Fürst selbst residierte in Tiengen.
Das Kloster bestand nicht sehr lange; die Gebäude standen leer und unbenutzt
und zerfielen teilweise.
In Jestetten lebte und wirkte der sei. Clemens Maria Hofbauer
(geb. 26. Dezember 1751 zu Taßwitz in Mähren, gest. am 15. März 1820
zu Wien). Fürst Johann Nepomuk von Schwarzenberg bot dem in Warschau
wirkenden Ordensmann eines seiner Güter in Jestetten an. Zu Fuß wan-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/goetz1928/0010