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gehalten, zu untersuchen, ob sich nicht etwa aus diesem Schriftsteller
Einiges für die betreffende Frage gewinnen, oder das
schon Gewonnene controlliren Hesse, und wenn er S. 78, S. 85
Anmerk. 2, S. 109, S. 213 und 214 gelegentlich auf Tertullian's
Auslassungen eingeht, so dient das nur dazu, den Mangel einer
einheitlichen Untersuchung der tertullianischen Nachrichten
fühlbar zu machen. Im Allgemeinen aber trifft Lipsius wohl
nicht mit Unrecht der Vorwurf, dass er die kleinen, gelegentlichen
Notizen und Bemerkungen der betreffenden Schriftsteller,
die er auf ihre Quellen hin prüft, zu wenig in sein Material
mit hineingezogen, ja Einiges geradezu übersehen hat.
während häufig genug gerade diese Nachrichten ein helles
Licht auf den zu betretenden, richtigen Weg werfen. Diese
Beobachtung gilt vor Allem der Art und Weise, wie Lipsius
den Irenaus benutzt hat, indem er über die von jenem Schriftsteller
im ersten Buche seines Elenchos gebotenen Materialsammlung
kaum irgendwo hinausgeht.
Gerade diese Lücke nun im Lipsius'schen kritischen Beweisverfahren
gedenken wir auszufüllen und glauben den methodischen
Anforderungen zu genügen, wenn wir für unsere
Untersuchung einen doppelten Ausgangspunkt wählen. Wir
werden erstlich die Angaben Justin s über die Gnosis in seinen
uns noch erhaltenen Schriften prüfen müssen und zusehen, ob
sich nicht aus einer sorgfältigen Betrachtung derselben Schlüsse
auf Inhalt und Form seines Syntagma ziehen lassen: hieran
wird sich eine quellenkritische Musterung derjenigen Schriftsteller
schliessen, von denen uns eine Abhängigkeit vom justinischen
häreseologischen Werke entweder sicher bezeugt oder
aus äusseren Gründen wahrscheinlich gemacht ist. Diese Untersuchungen
werden den ersten Theil unserer Arbeit bilden.
Dass dabei die Grenzen einer blos literarhistorischen Forschung
in einzelnen Punkten werden überschritten werden müssen,
wird nicht zu umgehen sein, aber auch Niemandem überflüssig
erscheinen dürfen, der da weiss, dass Justin's Werke als Quellen
für die christliche Gnosis bisher noch keiner eingehenden Detailuntersuchung
sind gewürdigt worden. Der zweite Theil unserer
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