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Arbeit wird dann dem Gange der Lipsius'schen Forschungen
folgend von Philastrius aufwärts die antignostischen Werke
darauf hin zu durchmustern haben, ob ihnen Justin's Syntagma
mittelbar oder unmittelbar zu Grunde liegt und, wenn dieses der
Fall ist, unsere im ersten Theil gewonnenen Resultate controlliren.
Ein Schlusscapitel hätte dann anhangsweise die Ergebnisse zusammenzufassen
und im Einzelnen durchzuführen. — Wenn wir
im Folgenden bereits den ersten Theil gesondert an die Oeffent-
lichkeit treten lassen; so hat das in dem Verlangen seinen
Grund, über die Fundamente unserer Untersuchung das Urtheil
der Fachmänner hervorzurufen und einen Weiterbau nicht eher
vorzunehmen, als bis jene durch das Feuer der Kritik erprobt
erfunden worden sind. Wir haben uns bei unserer Darstellung
jeglicher nicht zur Sache gehörigen Polemik enthalten, was
uns um so leichter gemacht worden ist, als wir anerkennen
müssen, dass Lipsius, indem er in seiner Arbeit Alles ausgeschlossen
hat, was als weiter gehende Reflexion über den Gegenstand
hätte angefügt werden können, es der Kritik auf die
beste Weise unmöglich gemacht hat, das Geleise einer sachlichen
Polemik zu verlassen. Alles literarischen Beiwerks
glaubten wir uns, soweit wie irgend möglich, enthalten zu
dürfen, indem wir uns in der glücklichen Lage befinden, auf
einem eigentlich bisher nur einmal bebauten Felde zu arbeiten*).
*) Volkmars Schrift: „Hippolytus und die römischen Zeitgenossen
u. s. w.*' Zürich 1855, gehört, obwohl sie als erster Band eines Werkes,
welches sämmtliche Quellen der Ketzergeschichte bis zum Nicaenum umfassen
sollte, erschienen ist, nicht direct hierher, so wichtige und glänzende
Resultate sie im Einzelnen z. B. auch für die Quellenkritik des
Theodoret liefert; denn sie enthält mehr eine kritisch-monographische
Untersuchung über die Philisophumena; die Philosophumena aber stehen
unter allen nach-irenäischen, antignostischen Schriften in Inhalt und
Anordnung relativ am selbstständigsten da, trotz ihrer zum Theil wörtlichen
Anlehnung an Irenaus.
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