Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., DA 12/3636
Harnack, Adolf von
Zur Quellenkritik der Geschichte des Gnosticismus: Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig
Leipzig, [1873]
Seite: 8
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es nothwendig sein, den Begriff „Gnosis" „Gnosticismus" schärfer
zu erfassen und auszuprägen; nur dann kann ein sicheres
Resultat, wenn solches nach dem Stande unserer Quellen überhaupt
möglich ist, erhofft werden.

Unter denjenigen, welche die Dämonen gesandt haben,
nennt Justin zunächst den Simon. Justin belichtet über ihn
Folgendes:

1) Simon ist Samaritaner, sein Geburtsort ist Gittha. Dieser
Namen wird verschieden geschrieben: Tirxmv^ rcrrcov, Tcr^av,
rc&ifcoi', Tifr&cov, rer&äv, Fij&öüv, fr/t&cdv, r?jrrov, raiT&tow.

2) Er ist unter Claudius in Rom gewesen und hat daselbst
magische Wunder gethan. Es ist dem Deutungsversuch, der
in der Simonlegende nur eine Pauluslegende aus judenchristlichen
Kreisen zu erkennen meint, bisher nicht gelungen, die
bestimmte Zeitangabe ,JtiI KluvSiov Kc/JcraQoq" hinreichend zu
erklären und der Ausweg, dass die Fixirung gerade dieses
Zeitpunktes für die Ankunft des Simon in Rom abhängig sei
von der bereits allgemein geglaubten Sage eines längeren
Wirkens Petri in Rom, ist zu precär, da für eine so compli-
cirte Sagenbildung die Zeit, die bis zur Abfassung der justinischen
Apologie verflossen ist, zu kurz sein dürfte.

3) Simon wurde in Rom göttlich geehrt, in Samarien als
TTocorog &e6g angebetet. Dies ist vor allem wichtig. Simon ist
nach Meinung der Kirchenväter kaum ein christlicher Häretiker,
geschweige denn ein Christ, sondern er will in Weise eines
Messias, ja in noch höherem Sinn seine Person selbst in das
Centrum der von ihm verkündigten Lehre gestellt wissen und
verlangt als ngaroq ß-eoq Anbetung und göttliche Ehren. So
energisch die Kirchengeschichtsschreibung diese bedeutsame
Wahrnehmung schon betont hat als dasjenige, was überall von
den Quellen als das Vornehmlichste über Simon vorangestellt
wird, so sehr glaubt sich die neuste Kritik derselben entschlagen
zu dürfen, indem sie in kühner Entschlossenheit diesen Zug
als etwas Secundäres ausscheiden zu dürfen meint.


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