Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., DA 12/3636
Harnack, Adolf von
Zur Quellenkritik der Geschichte des Gnosticismus: Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig
Leipzig, [1873]
Seite: 13
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— 13 -

Je genauer mau nun die Erscheinung Marcion's in der Geschichte
prüft und je gewissenhafter man alle die Züge zugerade
hier die Untersuchung über diesen Gegenstand nicht aufschieben,
da sich aus ihr nicht unwichtige Gesichtspunkte für die Classification
aller der Richtungen ergeben, die jetzt mit dem Namen „gnostische"
einheitlich umfasst werden und da besonders die singulare Stellung des
Marcion in den Augen seiner frühesten Bestreiter aus dieser Untersuchung
einleuchtend hervorgehen wird. Es muss in der That auffallen, dass bisher
meines Wissens Niemand es für der Mühe werth gehalten hat, zu
untersuchen, wie weit und über welche Gruppen von Häretikern Irenaus
und Tertullian den Namen „gnostici" ausdehnen. Nur Lipsius
macht in seiner Abhandlung über die ophitischen Systeme (Ztsch. f.
wissensch. Theol. 1863 S. 425 vergl. Gnosticismus S. 127 f. und Quellenkritik
des Epiphanios S. 103) die beiläufige Bemerkung, dass die Ophiten
vorzugsweise den Namen „Gnostiker" geführt hätten, wofür aber nicht
der Sprachgebrauch der älteren Kirchenväter, sondern erst viel spätere
Zeugen, nämlich Epiphanius (h. 26 und 27) und Pseudoorigines (V. 6)
angeführt werden. Eine Untersuchung des Sprachgebrauchs bei Irenäus
führt zu folgendem Resultat. Für ihn giebt es vier gesonderte
Gruppen von Häretikern: Ebioniten, Marcioniten, Gnostiker
, Valentinianer. Mit dem Namen Gnostiker umfasst
er lediglich die an den Magier Simon indirect, an Menander
direct sich anschliessende wesentlicli antijüdische, dualistische
, syrische Gnosis, während er Marcion und Valentin
niemals zu denselben rechnet, wenn er auch letzteren in
derselben Weise etwa von den Gnostikern ausgehen lässt,
wie diese selbst von den heidnischen Goeten Simon und
Menander. Somit bilden Simon, Menander; — Satornil, Basilides, Kar-
pokrates; — die ophitischen Systeme in den Augen des Irenäus eine
dreigetheilte zusammenhängende Einheit, der gegenüber das valentini-
anische System relativ selbstständig ist, während Marcion in keiner
Weise zu ihr gerechnet werden darf. Zum Beweise vergleiche man
l) III, 4, 3. Valentin, — Marcion, — reliqui, qui vocantur gnostici, a
Menandro Simonis discipulo, quemadmodum ostendimus, accipientes
initia. 2) Praefat. ad. Hb. II, 1. Valentinus, — Simon Magus et omnes,
qui successerunt ei; multitudo quoque eorum, qui sunt ab eo gnostici.
3) Besonders schlagend ist die Stelle I, 11, 1; sie zeigt deutlich, dass der
Name gnostici noch bei Irenäus einen engeren Sinn hat und weist zugleich
darauf hin, in welchem Verhältniss sich Irenaeus das valentinianische
System zu den gnostischen stehend dachte: ydg ngöirot; dno tri/?

}.fyofA,ev?]q yvo)oTt>xfj(; <xl()iatü)(; rdq dg/dc; lic, %dt>ov /a<Joty.T?j()a. Öiöaoy.a).(iov

nt&afinooaq OvalivTivoc, und weiter unten in demselben Kapitel sagt
Irenäus von einem Theologumenon des Valentin: b^oimc, t<ä<; ^7j&?]ao^e-
vot,q vq>' r:nö)v xpfvömyvfM>>i; Fvoiütixoi?. 4) Vergleiche I 11, 5, wo Irenäus


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