Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., DA 12/3636
Harnack, Adolf von
Zur Quellenkritik der Geschichte des Gnosticismus: Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig
Leipzig, [1873]
Seite: 23
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Marcion au letzter Steile und zwischen ihm und Menander alle
Häretiker aufgezählt fand und weil er in diesem Ketzerver-
zeichniss das des Justin wiedererkennen zu müssen meint, so
müssen sich die Angaben des Justin selbst über sein Werk
diese willkürliche Massregelung gefallen lassen. Wir haben
nachgewiesen, dass kein Grund vorliegt, zwischen Menander
und Marcion eine Lücke zu statuiren, dass vielmehr Alles
darauf hinweise, dass Justin diese drei Männer als in gewissem
Sinn zusammengehörig auffasste, in ihnen die geistigen Väter
der häretischen Bewegung sah und ihnen gegenüber alle die
anderen Häretiker in ein abhängiges Verhältniss setzte [itavTStg
oe dno Tovrcßv QQ(jmpi£voi). Es ist also — ganz abgesehen von
der auch sonst nicht unbezeugten Reihenfolge Simon, Menander.
Marcion aus den justinischen Nachrichten, wenn überhaupt
etwas geschlossen wird, zu schliessen: Justin hat in seinem
Syntagma den Marcion auf Menander folgen lassen
und dann erst die übrigen dort etwa noch behandelten
Häresieen angeschlossen. Es ist dieses
Resultat für die ganze Kritik der späteren Quellen zur Gnosis
von weittragendster Bedeutung; denn es folgt daraus, dass
alle späteren Ordnungen der Ketzer , die Marcion in seiner
Stellung herabrücken, nicht auf Justin zurückgehen können
oder wenigstens dessen Reihenfolge nicht unverändert gelassen
haben. — Bevor wir nun zu Justins Nachrichten über die
Häresie in dem Dialogus cum Tryphone übergehen, haben wir
noch einen Punkt zu erledigen. Wir sehen, Justin kennt I. 26
auch schon eine räumlich sehr verbreitete Wirkung der marcio-
nitischen Häresie {6g kutu no.v ytvoq uv&qcötccov noV.ovg
7i6~ot//Xc ßXuG(fijij.iug /.tyetv): es tritt aber nun an uns die
Frage heran: Weiss Justin bereits etwas von einer
römischen Wirksamkeit des Marcion? Diese Frage
wird nach dem bisherigen Stand der Untersuchung wohl bejaht
werden: ja man hat sich nicht einmal die Mühe gegeben, sie
sich zu stellen, sondern stillschweigend geht man über sie als
eine unnütze hinweg und doch lässt es sich wenigstens als sehr
wohl möglich erweisen, dass die Apologie geschrieben ist. bevor


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