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Cap. 82 endlich, wo er von den falschen Propheten spricht,
sagt er, dass, wie es Christus vorhergesagt habe, viele aufgestanden
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§äv kul dtdäozovai ptyQ1 vvv. Aus diesen Stellen wird unsere
frühere Beobachtung- schlagend erwiesen. Je mehr nun das
Wesen der Häresie sich in den Augen des Justin als eine Verzerrung
der heidenchristlichen Predigt darstellt, desto wichtiger
ist es, dass er sie nicht indirect auf diese zurückführt, sondern
sie in ihren Ursprüngen einfach von rein heidnischen Urhebern
abhängig sein lässt. Nach Justin gestaltet sich also die Geschichte
der Gnosis — denn das ist ja für ihn die einzige
Gnosis und Häresie — so, dass in die rein heidnischen Specu-
lationen eines Simon und Menander allmählich christliche, verzerrte
Theologumena hineingezogen wurden und auf diese
Weise eine christliche Häresie entsteht**). Ist mit dem bisher
*) Die Fortsetzung dieses Satzes ist deshalb interessant, weil sie
deutlich zeigt, dass Justin noch nicht, wie spätere Ketzerbestreiter, z. B.
Hegesippus, die Gnosis in ihrer Entstehung auf die 7 jüdischen Secten
zurückgeführt haben kann: denn nur vergleichsweise führt er diese im
Folgenden an. Zudem verböte sich bei Justin eine solche Ableitung auch
schon durch den eigentümlichen Charakter, den er der Häresie zuschreibt
und der ja im höchsten Sinne ein antijüdischer ist. Auch stimmen die
Namen der 7 jüdischen Secten nicht mit den von Hegesipp angeführten
(cf. cap. IL § 1).
**) Es wird also hier auch für Justin die oben bei Tertullian und
Irenaeus gemachte Beobachtung bestätigt. Während Irenaeus bereits 4
Klassen von Häretikern kennt, Gnostiker, Marcioniten, Valentinianer,
Ebioniten, kennt Justin, wie es scheint, deren nur 2: Gnostiker und
Marcioniten, die er deshalb zusammenfasst, weil sie beide formal in
ihrer Antithese gegen den Gott des Judenchristenthums sich gleichen.
Die selbständige Stellung des Marcion auch in den Augen des Justin
ist durch die ihm eingeräumte Stellung neben Simon und Menander genügend
garantirt. Wenn man also daran verzweifeln müsste, was immer
noch nicht geboten erscheint, eine geschichtlich und sachlich begründete
Classification der Gnosis jemals zu eruiren, so dürfte es sich doch
empfehlen, es einmal mit der bisher übersehenen Auffassung zu versuchen,
welche die ältesten Berichterstatter uns überliefern, und die wir oben
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