Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., DA 12/3636
Harnack, Adolf von
Zur Quellenkritik der Geschichte des Gnosticismus: Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig
Leipzig, [1873]
Seite: 30
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Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Wichtigkeit ist. Wir konnten aus unseren Untersuchungen über
die Angaben Justins in der Apologie nur soviel ermitteln, dass
Justin in seinem Syntagma zuerst Simon und Menander, dann
Marcion und hieran anschliessend die übrigen ihm bekannten
Häretiker besprochen habe, indem wir es dahingestellt sein
lassen mussten, in welcher Reihenfolge diese aufgezählt worden
seien. Es kann daher nur als ein glücklicher Zufall gepriesen
werden, dass Justin wirklich noch einmal uns eine — wenn
auch nur dürre Aufzählung von Ketzernamen bietet. In der

I. 24, 1 ff.) in dem Tlieologumenon von der scintillula vitae eine verzerrte
Auffassung der paulinischen Lehre vom nvivpa. Die Anklänge an speci-
fisch panlinische Lehrtropen liegen bei Basilides und den „ophitischen"
Secten auf der Hand. (Iren. I 24, 4 und 5). Am interessantesten aber
sind endlich die Mittheilungen, die Irenaeus aus den ovyyQÜfifiara der
Karpokratianer selbst (I 25, 5) beibringt, wo gestanden hat, Jesus habe
seine Jünger zu lehren befohlen: diu Tiixsttat; y.al dyan^c tf&i&s&ait. rä 3h
Aot7ra ddtäcpo^a dvra. — Somit kann der wesentliche Cliarakter dieser
Gruppe noch festgestellt werden. — Eine zweite Gruppe neben den
Gnostikern bildet dann Valentin und seine Schule als „*ilthav Tf/.ftoTf^ot"
und ,,yvo>nxi.y.i7)v yvmari-MntQoi>li „qiii meliores semet ipsos propter talem
agnitionem arbitrantur". Stand die erste Gruppe noch bestimmten Richtungen
in scharfer Antithese gegenüber, so haben die Valentinianer bereits
eine Höhe der Speculation erklommen, von der herab sie die Dissonanzen
und Strebungen der verschiedenen Parteiungen zu deuten und zu begreifen
sich vermessen, und in diesem Sinn wird die Häresie von Irenaeus
recapitulatio omni um haereticorum praef. ad lib. IV genannt. Man vergleiche
hier vor allein die Schilderung bei Iren. I, 6, 1 bis 4: man kann
aus ihr am besten lernen, wie einerseits die Valentinianer aus dem Boden
der syrischen-libertinistischen Gnosis emporgewachsen sind, andrerseits
doch in Begründung und umfassender Weltanschauung sich specifisch
von jener unterscheiden. Eine Gruppe für sich bildet drittens Marcion
und seine Schule, in den polemischen Resultaten seines Systems der ersten
Gruppe ähnelnd, sonst aber im Ausgangspunkt und im Innersten seiner
Speculation durchaus von ihr verschieden. Eine vierte und letzte Gruppe
von Häretikern findet sich erst bei Irenaeus — es sind das die Ebioniten.
Schwankend ist die Auffassung der Kirchenväter über die Häresie des
Cerinth, indem bei Darstellung derselben bald mehr diejenigen Seiten
hervorgehoben werden, die sie der ebionitischen Häresie verwandt erscheinen
lassen, bald aber diejenigen, auf Grund deren er der ersten
Gruppe zugezählt werden müsste. In Cerdo bringen sie seit Irenaeus
den Einfhiss zur Darstellung, welchen der Marcionitismus von Seiten der
Gnosis erhalten hat.


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