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des avvTuyfiu Ttpög MaQxicova und des grösseren häreseologi-
schen Syntagma auf e i n Werk ist zu beanstanden; denn gerade,
wenn das grössere Werk die Quelle des Abschnitts I 22, 2 bis
27, 4 gebildet haben soll, bleibt es auffallend, warum es nicht
genannt worden ist, während später, wo nur ein Theil desselben
benutzt wird, diesem ein bestimmter Titel gegeben wird.
Es ist nach alledem aus Irenaus allein nicht mehr
zu ermitteln, ob ihm das justinische Syntagma zur
Quelle gedient hat; allein — selbst dieses angenommen —
und wir werden im Folgenden sehen, dass diese Hypothese
nicht ganz unwahrscheinlich gemacht werden kann, — bleibt
es unbegreiflich, wie Lipsius die an diese Annahme sofort sich
anschliessende Frage, inwieweit und in welcher Weise Irenaus
das Syntagma benutzt hat. mit den Worten abthun kann:
„Irenäus sei ihm offenbar in der Reihenfolge der bestrittenen
Ketzereien treulich gefolgt." Unbegreiflich vor Allem deshalb,
weil ja auch Lipsius selbst sich zu der Annahme gezwungen
sieht, dass dem in Rede stehenden Abschnitt bei Irenäus jedenfalls
das just. Syntagma nicht allein zu Grunde liegen kann,
weil auch er gewisse Veränderungen, bedeutende Zusätze und
Weglassungen statuirt. Verhalten sich aber die Dinge so, dann
wird es nicht mehr möglich sein ohne Beweis von einer offenbaren
Treue der Benutzung zu sprechen. — Da sich nun keine
anderweitigen äusseren Gründe aus einer Betrachtung des
irenäischen Werkes für die Benutzung des Justin finden lassen
und da die von Lipsius beigebrachten nicht ausreichend sind,
so ist klar, dass aus Irenäus keine Argumente entnommen
werden können, die uns veranlassen, unser aus Justin und
Hegesipp gewonnenes Resultat zu modificiren. Allein es bleibt
noch immer die nackte Möglichkeit, dass Irenäus das Syntagma
benutzt und wir wollen dieser Möglichkeit weiter nachgehen.
II) Wir haben demnach zu untersuchen, in wie weit das
justinische Syntagma dem Abschnitt I 23—27 zu Grunde liegen
könnte, wenn eine Benutzung desselben angenommen werden
müsste; auch bei dieser Untersuchung wollen wir noch von
unsern bisherigen Ergebnissen absehen. Nichts spräche dagegen,
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