Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., DA 12/3636
Harnack, Adolf von
Zur Quellenkritik der Geschichte des Gnosticismus: Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig
Leipzig, [1873]
Seite: 46
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dass für den Abschnitt 23, 1—4 (Simon) neben den ipsäe
assertiones (23, 6) Simonianoru-m*) das Syntagma die Quelle
gewesen sei; dasselbe gilt für den Abschnitt 23, 5 und 24, 1—7
(Menauder, Saturnin, Basilides); auch die Nachrichten über
Karpokrates könnten aus Justin geschöpft sein (25, 1—5), wenn
auch nebenbei die Darstellung die Syngrammata der Karpokra-
tianer zu Grunde liegen (25, 5). Dagegen hat, was auch Lip-
sius zugiebt, jedenfalls die Marcellina (25, 6) gefehlt; denn die
Nachricht, sie sei unter Anicet nach Rom gekommen, kann ja
unmöglich dem jedenfalls viel früher bereits abgefassten Syn-
tagma entnommen sein; gefehlt haben, und sind also von Irenaus
erst hinzugefügt worden, auch die Ebioniten und Nico-
laiten**) (siehe die Gründe dafür bei Lipsius S. 59 ff. und in
unserem I. Capitel); gefehlt hat endlich auch Cerintb. Zwar
vermuthet Lipsius, dass derselbe bereits im Syntagma Justins
behandelt gewesen ist, allein dagegen spricht der gewichtige
Grund, dass im ganzen Abendland der Name Cerinth zum
erstenmal bei Irenaus auftritt, Hegesipp kennt ihn noch nicht,
ja selbst Tertullian weiss nichts von ihm. Dann bleibt es aber
die wahrscheinlichste Hypothese, dass Irenaus erst den Namen
dieses nur in beschränktem Kreise bedeutsamen Häretikers aus
Kleinasien in das Abendland verpflanzt hat, wie er denn jedenfalls
, was adv. h. III. 3. 4 beweist, selbstständig über ihn unterrichtet
war. Dazu kommt aber noch das weitere Argument,
dass zum Theil dieselben Gründe, die gegen die Einreihung der
Ebioniten in die Zahl der Häretiker bei Justin sprechen, sich
auch auf Cerinth anwenden lassen. — Endlich kann Irenaus

*) Falls Irenaus diese überhaupt gekannt hat: denn ebenso möglich
wäre es ja auch, dass er sie in seiner Quelle citirt fand und diese Cita-
tion mit hinübergenommen hat in sein Referat.

**i Ueber die Nicolaiten spricht sich Lipsius selbst S. 57, S. 69 zweifelhaft
aus. Wenn er die Reihenfolge, in der Justin die Ketzereien'wi-
derlegt haben soll, S. 69 so bestimmt, dass Nicolaus auf Basilides gefolgt
ist, so ist klar, dass er damit seine eigene Annahme „Irenaus sei dem
Justin in der Reihenfolge treulich gefolgt" erschüttert. So wird er sich
wohl selbst bei seinen Voraussetzungen gezwungen sehen müssen, den
Nicolaus für das justinische Syntagma fallen zu lassen.


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