Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., DA 12/3636
Harnack, Adolf von
Zur Quellenkritik der Geschichte des Gnosticismus: Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig
Leipzig, [1873]
Seite: 47
(PDF, 19 MB)
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Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



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zwar möglicherweise für seine Darstellung des Cerdo und Marcion
(27, 1—4) den Justin benutzt haben: jedenfalls haben ihm
über Marcion aber auch andere Quellen zu Gebote gestanden,
da die chronologischen Notizen III, 4, 3 (III, 3, 4) über die
Blüthezeit des Marcion (invaluit sub Aniceto) dem justinischen
Syntagma nicht angehören können. (Lipsius a. a. S. 60).

Darnach sind also von den 11 Ketzernamen des betreffenden
Abschnittes vier (Marcellina, Cerinth, Ebioniten, Nicolaiten)
auszuscheiden, so dass wir Simon, Menander, Saturnin, Basilides,
Karpokras, Cerdo-Marcion übrig behalten, für deren Häresie das
justinische Werk möglicherweise Quelle der irenäischen Darstellung
gewesen ist, Es kann aber weiter kein Zweifel obwalten
, dass, falls für jene Ketzereien dem Irenaus ein einheitliches
, grösseres Schriftwerk vorlag, dieses auch die Valenti-
nianer enthalten haben wird, die Irenaus demselben deshalb
nicht zu entnehmen brauchte, weil er über sie aus erster Hand
besser unterrichtet war. Es wird diese a priori einleuchtende
Beobachtung aber noch durch den Umstand gestützt, dass Ire
näus an einer auch nach anderen Seiten hin wichtigen Stelle
es deutlich ausspricht, dass ihm frühere Bestreitungen der
Valentinianer bekannt sind. Praef. ad üb. IV.. 2 heisst es:
quapropter hi, qui ante nos fuerunt, et quidem multo nobis
meliores, non tarnen satis potuerunt contradicere Iiis, qui sunt
a Valentino, quia ignorabant regulam ipsorum, quam nos cum
omni diligentia in prinio libro tibi tradidimus, in quo et osten-
dimus, doctrinam eorum recapiiulationem esse omnium haere-
ticorum. Diese Stelle sagt aus, dass Irenaus, als er sein erstes
Buch schrieb, mehrere Bestreitungen der Valentinianer kannte,
von hervorragenden Männern verfasst, unter welche Kategorie
Justin vortrefflich passen würde; weiter aber lässt sie wenigstens
die Vermuthung entstehen, dass ihm auch für seine sonstigen
Nachrichten über andere Ketzer möglicherweise nicht
bloss eine häreseologische Schrift zu Gebote gestanden hat, an
die er sich ausschliesslich gehalten hat. Wir weisen hier nur
auf diese Möglichkeit hin, die Lipsius übersieht und folgen
unserer Hypothese, dass Justins Syntagma die leitende Quelle


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