Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., DA 12/3636
Harnack, Adolf von
Zur Quellenkritik der Geschichte des Gnosticismus: Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig
Leipzig, [1873]
Seite: 49
(PDF, 19 MB)
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wäre. Allein noch hat uns keine einzige Beobachtung- genöthigt
von unserer aus Justin reconstruirten, durch Hegesipp bestätigten
Reihenfolge abzugehen, indem wir bisher nicht einmal ein
sicheres Argument entdecken konnten, welches uns zwänge, das
justinische Syntagma auch nur für eine der von Irenäus benutzten
Quellen zu halten, geschweige denn für die leitende.
Auch für die blosse Hypothese, Irenäus habe das
justinische Syntagma benutzt, will sich aus einer
Specialuntersuchung seiner Werke kein rechter Beweis
finden lassen; dagegen wird diese Hypothese
wahrscheinlich, wenn man die Voraussetzung ihr
unterlegt, das justinische Syntagma habe diejenigen
Ketzereien uinfasst, die wir im ersten Kapitel unserer
Untersuchung als in demselben enthalten nachgewiesen
haben.

III. Es kann dieses Ergebniss auch nicht Wunder nehmen.
Fehlen die äussern Bezeugungen für eine Benutzung des
Werkes seitens des Irenäus und führt man die Untersuchung,
ohne zu wissen, wie das justinische Syntagma gestaltet war,
so ist auch nicht abzusehen, wie man auf diesem Wege zu
einem Resultate gelangen soll. Man kann dann im besten Fall
aus Irenäus ausscheiden, was jedenfalls dem Syntagma noch
nicht angehört haben kann, gleichviel welche Form es gehabt
hat, aber irgend ein positives Ergebniss kann nur durch einen
Sprung erreicht werden.

Ganz anders aber muss sich die Sache gestalten, wenn man
mit einer bestimmten Hypothese über die Form des Werks an
die Untersuchung herantritt. Hier fällt es sofort auf, dass diejenigen
Häresieen, für welche das Syntagma bei Irenäus als
Quelle allein verwendet sein könnte, genau dieselben sind, die
wir in der hegesippischen Ketzerliste fauden, mit Ausnahme
höchstens des Cerdo. Eine bedeutsame Beobachtung! Aber es
tritt nun an uns die Frage heran, wie es sich erklären lasse,
dass Irenäus, wenn ihm das justinische Syntagma in der von
uns festgestellten Gestalt vorgelegen hat, die Reihenfolge so
durchgreifend veränderte? Die Antwort darauf kann eine dop-

Haruack, Gnosticismus. 4


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