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cionitisclie und valentinianische Schule beschränken. Wir be-.
ginnen zunächst mit der valentinianischen Schule und zwar mit
deren Widerlegung im liber adv. Valentinianos. Tertullian beruft
sich in diesem jedenfalls nach dem Jahre 206 geschriebenen
Buche*) für seine Darstellung der valentinianischen Schule auf
die instructissima volumina von Männern, sanctitate und prae-
stantia insignes ipsorum haeresiarcharum contemporales, ut
Justinus philosophus et martyr ?*), ut Miltiades ecclesiarum
sophista, ut Irenaeus omnium doctrinarum curiosissimus explo-
rator, ut Proculus noster***) virginis senectae et Christianae
eloquentiae dignitas (adv. Val. 5). Darnach könnte es scheinen,
als ob er die Werke dieser vier Männer in (gleicher Weise für
seine Darstellung benutzt habe. x\llein schon ein flüchtiger
Blick auf das Buch muss lehren, dass er sich vor allem an
Irenäus gehalten hat und eine genaue Vd'gleichung bestätigt
und erweitert diesen allgemeinen Eindruck dahin, dass auch
nicht eine andere Quelle für das Werk des Tertullian neben
Irenäus angenommen zu werden braucht, indem mit geringen
Umstellungen cap 7—32 den Abschnitt im ersten Buch des Irenäus
1—7 wiederholt und cap. 33—39, wenn auch unter Veränderungen
in der Beihenfolge den Abschnitt 11, 2 —12, 4 wieder-
*) Vergl. Uhlhorn, fundamenta chronologiae Tertullianeae. Gotting.
1852 und Hesselberg, Tertullians Lehre entwickelt aus seinen Schriften.
Erster Theil. Einleitung. Leben und Schriften. Dorpat J848. Otto,
Corpus Apologet, vol. IX. pag. 366 meint, das Buch sei früher geschrieben,
weil in demselben noch keine Anzeichen darauf hindeuten, dass sein
Verfasser Montanist gewesen. Allein Otto übersieht, obgleich er die
Stelle selbst citirt, dass Proculus mit einem noster von Tertullian eingeführt
wird.
**) Vergl. zu dieser ehrenvollen Nennung die bereits mehrfach angeführte
Stelle des Irenäus, Praefat. ad libr. IV. 2.
***) Die Identität des hier genannten Proculus mit dem Montanisten
gleichen Namens, gegen den der römische Cajus seine Streitschiift geschrieben
hat (Euseb. h. e. II, 25, 6 ; III, 31, 4; VI, 20, 3) in Abrede
zu stellen, liegt kein Grund vor. Vgl. über ihn auch Pseudo tertullian
c. 7). Die späteren Ketzerbestreiter kennen dann noch einen gewissen
Proclus oder Procliuus, der mit dem Montanisten aber durchaus nichts
zu thun hat. (Philastrius haer. 56; Augustin de haer. 60: lib. Praedest.
c. 60; Gennadius lib. de eccl. dogm. 22).
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