Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., DA 12/3636
Harnack, Adolf von
Zur Quellenkritik der Geschichte des Gnosticismus: Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig
Leipzig, [1873]
Seite: 64
(PDF, 19 MB)
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Varia

  (z. B.: IV, 145, xii)



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auf andere Quellen zurückgehen: allein eine Untersuchung' der
Angaben Tertullian's über Valentin in den Schriften adv. Pra-
xean; adv. Marcionem; de praescript. haeret: de ahima zeigt
deutlich, dass eine solche Vermuthung grundlos ist, und dass
Tertullian das valentinianische System nur in der ptolemaischen
Form kennt, also Irenaus für ihn leitende Quelle
immer gewesen ist. (Vergl. De praescript 33; adv. M. I, 5;
de anima 12*). Nur das Eine ist hier noch hinzuzufügen, dass
nach De carne 15 Tertullian eine Schrift eines Valentinianers
selbst gelesen hat: „ ut penes quendam ex Valentini fatiuncula
legi." Dieser Valentinianer wird der meines M'is<ens sonst
unbekannte, cup. 16 genannte Alexander**] sein. Seine Schrift
enthielt eine dogmatisch - polemische Entwicklung mit eingestreuten
Citaten aus Psalmen Yalentin's (c. 17). Da ein
Einfluss dieser Schrift auf die Darstellung der valentinianischen

glorians. Marcus est autem Uli nomen. Die Durchführung dieser Ansiclit
stösst allerdings auf Schwierigkeiten. Heinrici hat in seiner vortrefflichen
Studie, „die Valentinianische Gnosis und die heilige Schrift" (Berlin
1871) S. 147 auf die Stelle I, 12, 3 hingewiesen und die Identificirung
der prudentiores dort mit den Heracleoniten als müglich empfohleu.
Jedoch ist ein gesichertes Urtheil abzugeben zur Zeit noch rnisslich, da
die verschiedenen Recensionen der valentinianischen Gnosis noch nichtjhin-
reichend untersucht, verglichen und gewerthet sind. Dass Irenaus in dem
Abschnitt I, 1J—12 irgendwo auch der heracleonischen Gnosis gedacht
haben muss, scheint uns nicht zu viel behauptet zu sein.

*) Es könnte nach etlichen Stellen des Buches Scorpiace scheinen,
als habe Tertullian die Exegese des Valentin oder Prodicus zu einigen
biblischen Abschnitten gekannt und bei Abfassung des Buches sich auf
sie bezogen. Allein man darf nicht vergessen, dass Tertullian sehr häufig
Einwände, die man seiner Exegese von gegnerischer Seite machen konnte,
so einführt, als wären sie wirklich gemacht worden: ebenso wie er häufig
Stellen der h. Schrift, welche vielleicht bei oberflächlicher Betrachtungsweise
den Anschauungen der Häretiker zur Stütze dienen konnten, selbst
exegesirt und sich gegen eine andere Benutzung, gleich als wäre sie
bereits unternommen, verwahrt. Auch in unserem Buch scheint dieses
der Fall zu sein und vor allem in den libri adv. Marc, fällt es schwer,
das wirklich von Marcion Beigebrachte von den tertull. Analogieen zu
trennen.

**) Sonst findet sich nur noch ein Montanist Alexander bei Euseb. h.
6. V IS und weiter bei Gennadius de eccles. dog. 17 ein Häretiker dieses
Xainens.


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