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des Talmud ist eine palästinensische Grenzortschaft, kann also
unmöglich das samaritanische Kefr 'Git sein.
II. Bisher haben die Forscher, soweit uns bekannt, sich
noch nicht die Mühe gegeben, Untersuchungen über die Lage
des Geburtsortes des Gnostikers Menander Kapparetaia anzustellen
. F. Delitzsch (Sehet welch ein Mensch! Ein
Christusbild. 1872. S. 26 Anm. 4) erwähnt in Anlass der
Kurun Hattin, jenes Berges im Gebiete des Stammes Naphthali
östlich vom See Genesareth, von der lateinischen Sage als
Ort der Bergpredigt bezeichnet, eines Dorfes Hattin am Xord"
abhänge jenes Berges (Vgl. Kobinson, Palästina HL S. 483),
welches unzweifelhaft identisch ist mit dem „Weizendorf"
(x"t:,n ~ieo) des Talmud (Chagiga 5b) und Midrasch (Bereschith
Eabba c. 65 f. 73 col. 2). Dieser Ort hiess ursprünglich (vgl.
Josua 19, 35) CTi" und wird erst im jerusalemischen Talmud
durch 1B3 wiedergegeben. Griechisch könnte dieser Name
sehr wohl mit Kmituaqsxaia umschrieben sein und wir hätten
so allen Grund dieses Hattin-Dorf für den Geburtsort Menan-
ders zu halten. Allein die Lage will nicht recht stimmen,
sofern ja Kapparetaia in Samarien gelegen haben soll: man
müsste sich denn durch die Annahme einer ungenauen Angabe
Justin's über dieses Bedenken hinwegsetzen wollen, was nicht
allzukühn zu sein scheint.
Meinem verehrten Lehrer, Professor Delitzsch, verdanke
ich indess den Hinweis auf eine andere Ortschaft, Kaparkotia
(Kefr Küd), mit welcher Schwarz (das heilige Land S. 45) das
im Talmud öfter erwähnte n;ny isd identificirt, Dieses Kefr Küd
entspricht der angegebenen Bedingung der Lage, denn es liegt in
Samarien ein und eine halbe Stunde westlich von'Genin Allein
die Umschreibung in Kapparetaia erscheint hier von Schwierigkeiten
gedrückt. Ohne selbst schon entscheiden zu wollen,
neigen wir uns daher der ersteren Vermuthung zu.
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