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Einleitung.
Wwerfen wir einen Blick auf die schöne geologische Karte der Schweiz von Studer und Escher,
werden wir sogleich uns überzeugen, dass das ganze weite Thalbecken zwischen dem Jura und den Alpen
von der Molasse bedeckt wird. Diese Molasse ist nur in einzelne Thäler des Jura, nirgends aber in die
des Alpengebietes eingedrungen. Dagegen bilden die Flysch- und Numuliten-Gesteine eine breite Zone am
ganzen Nordrande des Alpengebirges und reichen bis zu seinen obersten Bergkanten hinauf. Es müssen daher
in unserm Lande zwischen der Zeit dieser Bildungen und der Molasse grosse Veränderungen vor sich
gegangen sein, welche die ganze Gestalt des Landes umgewandelt haben. Die Flysch- und Numuliten-
Gesteine unsers Landes, welche man gegenwärtig der eocenen Periode zurechnet, enthalten fast ausschliesslich
Meeresbewohner, wogegen die Molasse bei uns mit Süsswasserbildungen beginnt, welche stellenweise
eine grosse Mächtigkeit erreichen. Die Flora der Flysch- und Numulitenbildung muss daher schon um
dieses Umstandes willen von derjenigen der untern Molasse ganz verschieden sein und besteht in der That
aus lauter Seetangen. Ich schliesse dieselbe aus dem vorliegenden Werke aus, weil mein Freund, Fischer-
Ost er in Bern, sie zum Gegenstande einer besonderen Arbeit gemacht hat. Wie ich auf der einen Seite
die Flysch- und Numulitenbildung, aus welcher zur Zeit etwa 20 Pflanzenarten in unseren Sammlungen
sind, von dieser Arbeit ausschliesse, so auf der andern Seite auch das sogenannte Diluvium. Die Flora
dieser quaternären Gebilde ist sehr verschieden von der tertiären und bildet das Morgenroth der jetzigen
Schöpfung. Wir würden daher ein ganz fremdartiges Element in die Tertiärflora hineinbringen, wenn wir ,
sie derselben einverleiben würden. Machen wir den Flysch einerseits und das Diluvium anderseits zu
den Grenzmarken unseres, die gesammte Molasse umfassenden Gebietes, erhalten wir durch Darlegung der
in dieser eingeschlossenen Pflanzen eine Flora, die Einer Bildnngsepoche unserer Erde angehört. Jedoch
haben keineswegs alle diese Arten gleichzeitig in unserm Lande gelebt. Eine aufmerksame Betrachtung
unserer Molasse hat gezeigt, dass sie aus drei Stockwerken besteht; nämlich der untern Süsswassermolasse,
der.Meeresmolasse und der obern Süsswasserbildung, welche in weitere Unterabtheilungen zerfallen.
In der unteren Molasse können wir zwei solcher ünterabtheilungen unterscheiden; nämlich a) die
rothe Molasse des Genferseebeckens, dann Ralligen am Thunersee und eine Zahl bei St. Gallen entdeckter
Findlinge von unbekannter Herkunft. Auch die röthlichen Mergel von Wäggis, am Fusse des Rigiberges,
dürften hieher gehören. Sie bilden, dem Charakter ihrer Pflanzeneinschlüsse nach zu schliessen, die unterste
Lage unserer Molasse.
b) Mornex am Saleve, die Lignitenlager längs der Paudeze, vom Ufer des Genfersees bis nach Oron
(nämlich Pully, Paudex, Lutry, dann Rochettes, ä la conversion, Belmont, Corsy, aux Bruces und (MtüIon
bei Oron), die etwas höher liegenden Mergel-und Sandsteinmassen von Rianmont, der Solitude, dem Tunnel
von Lausanne und von Calvaire. Ferner Eriz, im Hintergrunde des Zulg-Thales, in der Nähe des Thu-
nersees; der Rossberg (Ruflberg), westlich ob Lowerz; der hohe Rhonen, nordwestlich von Einsiedeln; Rufi,
bei Schännis und Bollingen bei Rappersweil; Mönzlen bei St. Gallen. — Zu dieser Abtheilung gehört weiter
: die Süsswassermolasse der Jurathäler (Develier-dessus, Neucul bei Delsberg, Courtendelin, Wahlen bei
Laufen, Welschenrohr, Kanton Solothurn) und von Basel.
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