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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/heer1855-1/0011
Einleitung.

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Hebung erst nach der Zeit erfolgte, in welcher unsere Sandsteinbildungen entstanden sind. Natürlich müssen
daher auch die Flüsse, welche von dem Gebirge dem FJachlande zuströmten7 eine ganz andere Richtung
gehabt haben. Auch die Pflanzendecke, welche dieses Land überzog, war gänzlich von der jetztlebenden
verschieden. Keine einzige Art ist mit einer solchen unserer Zeit übereinstimmend und wenn auch die Gattungen
(genera) fast durchgehends mit jetzt noch lebenden übereinkommen, so sind doch gar viele derselben
nicht mehr in der Schweiz, ja manche nicht mehr in unserm Welttheile zu finden. Treten wir daher im
Geiste in diesen tertiären Urwald ein, sind wir von einer ganz fremdartigen Schöpfung umgeben. Schon der
grosse Reichthum an Raumformen muss uns auffallen; denn schon sind mir 180 Arten Holzpflanzen allein
aus der untern Molasse bekannt gsworden. Es ist dieses ein Verhältniss, wie es nur in warmen Ländern
vorkommt; denn das zeichnet gerade die Wälder südlicher Zonen von den unserigen aus, dass sie aus einer
gar viel grössern Zahl von Raumarten zusammengesetzt sind und darum einen wohl reichern und interessantem
Anblick gewähren, jedoch nicht diesen freundlichen, das Gemüth beruhigenden Eindruck hervorbringen,
wie unsere einförmigen Rüchen- und Tannenwälder. Der Unterschied zwischen damals und jetzt ist aber
um so grösser, da die Rüchen damals ganz gefehlt haben und die Tannenform sehr selten gewesen ist. Die
Nadelholzwaldung wurde vorherrschend von Cypressenbäumen gebildet. Ein Rück auf die Tafeln XVI, XVII,
und XVIH führt uns vier solcher Cypressenarten aus der untern Molasse vor, von welchen das Taxodium
dubium St. die grösste Verbreitung hatte. Es ist der in Mexico und im Süden der vereinigten
Staaten lebenden Sumpfcypresse (Taxodium distichum Rieh.) sehr nahe verwandt und hat wohl in selber
Weise, wie diese, die morastigen Niederungen überkleidet. Der Glyptostrobus Ungeri ist bei uns zwar
erst am hohen Rhonen gefunden worden; doch hier sehr häufig, und da er auch anderwärts vielfach
beobachtet wurde, wird er wohl auch bei uns noch an andern Stellen zum Vorschein kommen, und
dasselbe dürfte mit der Widdringtonia helvetica der Fall sein; so dass diese drei Cypressenformen (von
denen die erste Iii Amerika, die zweite in China und die dritte am Cap ihre ähnlichsten Repräsentanten in
der Jetztwelt hat) wohl in unserm untern Molassenland eine sehr hervorragende Stelle einnahmen, während
die Foren, nach ihrem sehr seltenen Vorkommen zu schliessen, wohl mehr zerstreut standen.

Unter den Laubbäumen unseres Tertiärwaldes sind immergrüne Eichen und Lorbeerbäume, Ulmen,
Ahorn und Nussbaumarten vorherrschend, welche an fast allen Localitäten zum Vorschein kamen. Unter
den Eichen ist Quercus lignitum Ung. die häufigste Art, unter den Lorbeerbäumen die Daphnogene poly-
morpha. Letztere ist so allgemein verbreitet, dass man einzelne Rlätter oder Rlattresle fast überall findet,
wo tertiäre Pflanzen zum Vorschein kommen, von den untersten bis zu den obersten Lagen der Molasse
hinauf. Offenbar war dieses der dominirende Laubbaum, welcher den Charakter der Landschaft wesentlich
bedingen musste. Wir kennen von ihm die Rlüthen (sie wurden als Prinos Lavateri A. Rr. bezeichnet), die
Früchte und beblätterten Aeste. Er muss dem japanischen Kampferbaum sehr ähnlich gewesen sein. Es
ist dieses ein stattlicher, hoher Raum, mit dicht stehenden ausgespreitzten Aesten und prächtiger, glänzend
grüner Belaubung. Im März sah ich ihn in den Gärten Madeiras mit weissen Rlüthen ganz überdeckt, die
zwar klein, aber von derficher Rildung sind. So muss auch jener tertiäre Lorbeerbaum ausgesehen haben!

Von den zahlreichen Ahornarten ist der Acer trilobatum A. Rr. mit seinen manigfachen Varietäten die
am weitesten verbreitete Art; von den Nussbäumen, die Juglans accuminata A. Rr.; von den Ulmen, die
Planera Ungeri Eft.

Während diese genannten Räume damals, wie es scheint, über das ganze Flachland der Schweiz verbreitet

waren, sind dagegen andere bis jetzt nur an einzelnen oder nur wenigen Stellen gefunden worden; wo sie

aber zum Theil sehr häufig vorkommen. Die ältesten Glieder unserer Molasse, Ralligen und die St. Galler

Findlinge, zieren zahlreiche und fein gelaubte Acazien (Acacia Sotzkiana Ung., A. parschlugiana Ung., A.

cyclosperma, A. microphylla Ung. u. A. Meyrati Fisch.); in letzterer Localität finden wir überdiess die Mimosa

Wartwanni u. Myrica argnta; im Walde des hohen Rhonen domrairte ein Malvenbaum (Dombeyopsis crenata Ung.)

über alle übrigen Laubbäume; aber auch die Storaxbäume (Liquidambar) waren nicht selten, und überdiess

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