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Cupressineen,
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Zweite Ordnung. Coniferae. Zapfenbäume.
Sie sind in vier Familien in unserer Tertiärflora repräsentirt. Die Cupressineen treten in sechs, die
Abietineen in fünfzehn Arten, die Podocarpeen und die Gnetaceen je in einer Art auf. Von diesen
Familien fehlt die der Podocarpeen der europäischen Flora und auch die Familie der Cypressineen erscheint
durchgehends in exotischen Gattungen. Die Widdringtonia helvetica, zwei Glyptostrobi und das Taxodium
dubium waren wohl die wichtigsten Nadelholzbäume jener Zeit. Viel seltener sind die Abietineen, obwohl
diese in viel mehr Arten erscheinen, die aber, mit Ausnahme der weit verbreiteten Sequoia Langsdorfi,
nur spärlich gefunden werden. Der Lerchentypus hat unserer Flora damals gefehlt, dagegen hatte sie drei
Arten aus der Gruppe der Weisstannen, fünf Arten aus der der Föhren; eine Art entspricht der amerikanischen
Weihmuthskiefer, und eine, freilich noch sehr zweifelhafte Art, gehört zu den dreinadligen amerikanischen
Formen. Sequoia ist eine ausschliesslich amerikanische Gattung, und auch der Gattung Araucarites
entsprechen in der jetzigen Schöpfung nur exotische Formen.
Erste Familie. Cupressineae. Rieh.
Die Gattungen Glyptostrobus und Widdringtonia sind mit Sicherheit nur an der Frucht von einander
zu unterscheiden, wogegen die übrigen Gattungen an den beblätterten Zweigen leicht kenntlich sind. Bei
Libocedrus sind die Blätter gegenständig, bei unsern übrigen Gattungen wechselständig; von diesen hat
Taxodium abstehende, fast zweizeilig gestellte Blätter, die am Grunde mit einem kleinen Stielchen versehen
sind, während bei Glyptostrobus und Widdringtonia die Blätter am Stengel herablaufen und am Grunde
nicht zusammengezogen sind.
I. Libocedrus Endl.
Folia squamaeformia, decussatim opposita, adpresse imbricata; rami oppositi, compressi, articulati.
Die Jetztlebenden sind immergrüne Bäume der südlichen Hemisphäre (von Chile und Neuseeland).
Die fossile Art ist sehr ähnlich dem Libocedrus chilensis Don. spec. (Thuia), welche in den Gebirgen des
südlichen Chile lebt.
1. Libocedrus salicornoides. Taf. XXI. Fig. 2.
L. ramorum articulis late-cuneatis, foliis quadrifariam imbricatis, lateralibus apice brevisime patentibus^
facialium obtusorum margines tegentibus.
Thuites salicornoides Ung, Citloris t. 2. fig. 1 und t. 20. fig. 8.
Libocedrites salicornoides Endl. Conifer. S. 275.
In den Mergeln von Monod ob Rivaz, Cant. Waait, selten (Dr. De la Harpe).
Es sind bis jetzt erst kleine Aststücke von diesem in der Tertiärzeit weit verbreiteten Baume (man kennt ihn von
Radoboj, aus den Bonnerkohlen und dem Bernstein) bei uns gefunden worden. Die Aestchen sind ganz zusammengedrückt
. Die Blätter sehr klein, schuppenförmig, vorn stumpf zugerundet, am Stengel herablaufend. Es sind zwei gegenständige
an der Seite. Zwischen ihnen nimmt eines die Mitte der Vorderseite ein, dem ein gleiches auf der gegenüber-
. liegenden Seite entspricht Es sind daher diese Blättohen vierzeilig gestellt Die Breite der kurzen Astglieder ist variabel.
Bei dem auf Fig 2. a abgestellten Exemplar sind sie bis drei Linien breit, während bei dem andern Exemplare nur
IV2 Linie. Diese Form ähnelt sehr der Callitris Brongniarti, unterscheidet sich aber von dieser durch die gegenständigen
Aeste und die stumpferen, zugerundeten Blättohen. Ich habe zur Vergleichung ein Aestchen dieser Callitris (Callitrites-
Brongniarti Endl.) auf Taf. XVI. Fig. 20 dargestellt. Ich erhielt dasselbe in den Gypsbrüchen von Aix (en Provence).
Da diese Art in der Tertiärzeit grosse Verbreitung hatte (Aix, Armissan, Haering, Kadoboj), wird sie wahrscheinlich auch
noch in unserer untern Süsswassermolasse aufgefunden werden.
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