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Gramineen.
Aehnliche grosse Stücke sind neuerdings im magern Kalke des untern Bruches gefunden worden, von denen Rohre
auslaufen, welche aber auch nur am Grunde erhalten.sind. Ausser diesen grossen Stücken kommen kleinere vor, welche
ich als Aeste des Rhizomes betrachte. Das kleinste (es ist diess der Culmites oblongus A. Br.) ist länglich-oval, am
Grunde verschmälert und dort von sehr feinen Längsstreifen dicht durchzogen, welche wohl von den Fasern herrühren.
Die runden Flecken sind die Narben der weggefallenen Wurzeln. Die beiden andern Stücke (Fig. 8. und 9.) sind länglich
, am Grunde auch verjüngt und von Querringen durchzogen, welche die Knoten bezeichnen. Die Wurzeln sind auch
ganz unregelmässig gestellt. Einzelne grössere Narben dürften die Ansätze von Aesten bezeichnen. Bei einem Stück von
Winterthur (Taf. XXII. Fig. 3. b.) sieht man sehr schön den Grund eines Rhizomstückes; wir bemerken auf demselben zwei
Ringe, die von Radien durchzogen sind. Daneben liegt ein Stengelstück und ein Stück einer Blattscheide.
Die Rohre sind sehr gross. Das bei Fig. 1 dargestellte Stück hat eine Dicke von 15 Linien, andere haben
12 —13 Linien. Am Grunde stehen die Knoten nahe beisammen, weiter oben aber weit auseinander; die Internodien
werden also sehr lang. Das 15 Linien dicke Stück (Fig. 1) zeigt eine weite Höhlung, dabei aber eine dicke Wandung.
Die Knoten sind dick; die Internodien öfter glänzend glatt, doch der Länge nach gestreift; diese parallelen Streifen sind
bald sehr deutlich, bald aber auch verwischt. Zwischen den deutlichen Streifen sind sehr feine Zwischennerven, von welchen
öfter 3, 4 bis 5 zu erkennen sind.
Die Blätter sind zwar nur in Fetzen erhalten, doch müssen sie sehr breit gewesen sein. Ein Stück (Fig. 4) ist
3 Zoll breit; andere Stücke messen nur 8 — 9 Linien in Breite und stellen wohl näher der Spitze zu liegende Partieen
dar. Alle diese Blattstücke sind von vielen, je nach ihrer Breite von 40 bis 80, dicht beiammen stehenden, parallelen
Längsnerven durchzogen, welche alle von gleicher Stärke zu sein scheinen. Bei Arundo Donax haben wir zwar etwas
stärkere Hauptnerven und je zwischen zwei solcher Nerven meistens drei bis vier etwas zartere nervi interstitiales; allein
der Unterschied zwischen den Hauptnerven und diesen Interstitialnerven ist gering und tritt nur deutlich hervor, wenn
man das Blatt gegen das Licht hält. Mittelnerv haben wir keinen, wie denn auch dem Blatte von Donax ein stark hervortretender
Mittelnerv fehlt. — Die Blattscheiden waren sehr breit und auf diesen bilden die Gefässbündel ein Netzwerk.
Sehr wahrscheinlich stellt nämlich das auf Taf. XXIII. Fig. 6. abgebildete Stück ein solches Scheidenstück dar, denn
auch bei Donax und Phragmites haben wir in der Blattscheide Querrippchen, welche in der Blattfläche verschwinden.
Neben Blattfragmcnten bemerkt man auf einer Platte kleine Blättchen (Taf. XXIIL Fig. 7), welche wohl von den
Balgklappen herrühren. Es sind 5 Linien lange und VA Linien breite, lanzettliche Blättchen, die aber nicht bis,in die
Spitze hinaus erhalten sind. Sie sind etwas breiter als die Bälge von Arundo Donax L.
Zu Arundo Goepperti rechne mehrere Rohrstücke, welche ich bei den Ligniten von Schännis und in Käpfnach gefunden
habe. Sie sind kurzgliedrig und sehr dick und dieser beträchtlichen Dicke wegen dürften sie eher zu Arundo
Goepperti, als zu Phragmites gehören. Sie sind aussen glänzend glatt und von Längsstreifen durchzogen.
Ebenso bringe hieher ein Stück von Railigen, welches Fischer-Oster als Barabusium eocenicum bezeichnet hatte
(cf. meine Uebersicht der Tertiärflora S. 50). Es hat die Dicke der obigen Exemplare und dieselbe Knotenbildung, nur
sind die Längsstreifen tiefer. Allein das Exemplar ist viel schlechter erhalten und das Parenchym war wahrscheinlich schon
vor der Einhüllung grossentheils zerstört, so dass die Gefässbündel nun stärker hervortreten.
2. Arundo anomala. Taf. XXII. Fig. 4.
A. rhizomate ovali, nodis approximatis, crenulatis.
Culmites anomalus A. Brongn. Geolog, des envir. de Paris Taf. 11. fig. 2.; Annal. du Museum XV. S. 38-2. Taf. 28. fip. 15.
Oeningen, Kesselstein (Z. U. S.).
Das auf Taf. XXII. Fig. 4. abgebildete Stück, welches ein Rhizom mit mehreren Blattstücken enthält, stimmt sehr
wohl mit der von Brongniart gegebenen Abbildung überein; namentlich auch, abgesehen von der gleichen Grösse, Knotenbildung
und Stellung der Wurzelnarben, in den feingekerbten Knoten, wodurch sich diess Rhizom allein von dem der
vorigen Art unterscheidet. Ob indessen dieser Unterschied zur spezifischen Trennung hinreicht, können erst vollständigere
Exemplare mit voller Sicherheit entscheiden. Da dem von Unger (Iconogr. plant, fossil. Taf. 5. Fig. 2—4) abgebildeten
Exemplare die Kerbung der Knoten fehlt, rechne ich diess Stück zu Arundo Goepperti.
Das Rhizom ist etwa 7 Linien breit und 14 Linien lang, doch nicht in ganzer Länge erhalten; auch ist auf der
linken Seite ein Stück ausgebrochen. Die Internodien sind sehr kurz, die Knoten deutlich ausgedrückt. An diesen Knoten
haben wir sehr deutliche, aber zarte Auskerbungen, von deren Buchten feine, kurze Längsstreifen ausgehen. Bei Arundo
Donax bilden sich ähnliche Einkerbungen, wenn beim Trocknen die weichen Theile sich zusammenziehen und durch stärkeres
Hervorstehen der Gefässbündel sich Falten bilden und so den Stengel tiefer gestreift erscheinen lassen; doch sind
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