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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/heer1859-3/0003
An Frau

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PS

in Lausanne.

Unser Gemüth wird wunderbar ergriffen, wenn im Frühling die Natur zu neuem Leben erwacht und die Pflanzenwelt
in ihrem Blüthenschmuck aufs Neue aus den Tiefen der Erde emporsteigt. Eine ganze Welt von Pflanzen
aber, -welche in der Erde Schoos verborgen, vermag die Frühlingssonne nicht aufzuwecken; sie bleibt in Todesschlummer
"gebannt, bis der Zauberslab der Wissenschaft sie berührt und nun auch für sie der Frühling anbricht,
an welchem sie aus dem dunkeln Felsengrabe aufsteigen und aufs Neue in's Reich des Lebens eintreten kann. Auf
Ihrem Landgute Eglantine feiert die *Na&u& dieses doppelte AufersEehungsfest, Sie giessfc jeden Frühling über Ihre Anlagen
den Zauber neu erwachten Lebens, sie hat uns hier aber zugleich auch ihre lief in der Erde verborgenen Pflanzenschätze
aufgeschlossen. Freilich können sich diese nicht mit den modernen Kindern der Flora messen; es fehlt ihnen
die Pracht der Farben und die Fülle des Lebens, wodurch diese uns entzücken; sie erscheinen ja nur als dunkle Bilder,
mit welchen gleichsam die Wände der Unterwelt bemalt sind. Allein sie bringen uns mit einer längst vergangenen
Welt in unmittelbare Beziehung, versetzen uns mitten in dieselbe und zaubern uns den Pflanzenteppich vor Augen,
der unsere Erde bekleidet hat, längst bevor das Morgenroth der jetzigen Schöpfung anbrach. Sie haben, verehrte
Frau, mit uns den gewaltigen Eindruck empfunden, welchen das Hervorziehen dieser uralten Bilder ans Tageslicht auf
unseX Gemüth hervorbringt; Sie haben mit grösster Theilnahme Schritt für Schritt diese Untersuchungen verfolgt und
mit Tli'eil genommen an unserer Freude, als allmälig immer mehr und mehr die Bruchstücke, in welche die Pflanzen alter
Zeiten zerfallen sind, sich zusammenfügten und so nach und nach Gesammtbilder entstanden, ans welchen der tertiäre
Urwald zusammengesetzt werden kann. Sie haben uns in diesen Urwald begleitet und durch Ihre Vorsorge ist unsere
Kenntniss desselben um viele der merkwürdigsten Formen bereichert worden, welche ohne Sie wohl noch lange Zeit
in der Erde Schoos verborgen lägen. Ich kann mir daher die Freude nicht versagen, Ihnen diese Blätter zu überreichen
, welche ein Unternehmen zum Abschluss bringen, das den vielleicht allzu kühnen Versuch gewagt hat,
ein Bild dieses tertiären Urwaldes zu entwerfen. Zwar verhehle mir nicht, dass auch jetzt noch auf demselben ein
dunkler Nebelschleier liegt, welcher uns erst die hervorragendsten Formen und die allgemeinen Umrisse desselben
erkennen Iässt. Allein wie die Sonne allmälig die Herbstnebel, welche zuweilen das Becken des Genfersee's erfüllen,


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