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Zweite Cohorte. 6 a in o p c t a I a e.
Erste Ordnung. Compositae.
Erste Familie. Synantherw Rieh.
Auf Tafel CL habe ich zwanzig Fruchtfarmen aus Oeningen abgebildet, welche mich für berechtigt
halte, den Synantheren zuzutheilen. Es sind länglich-ovale, länglich-elliptische, zum Theil in einen Schnabel
verlängerte, von Längsrippen oder Längsstreifen durchzogene Früchte, welche, mit Ausnahme Einer
Art, an der Spitze mit einem haarigen Pappus versehen sind. Es gibt freilich einige Familien, bei denen
die Samen mit einer Haarkrone versehen sind, so bei den Salicinen, unter den Onagrarien bei Epilobium,
bei vielen Apocyneen und Asclepiadeen. Die Salicinen und Epilobien haben indessen durchgehends so kleine
Samen, dass diese hier nicht in Betracht kommen können, wogegen die Apocyneen und Asclepiadeen alle
Beachtung verdienen. Bei den Apocyneen hat die Gruppe der Echiteen und Wrightien mit einem Haar—
schöpf versehene Samen, allein diese sind, soweit sie mir wenigstens bekannt sind, viel kleiner als die
fossilen, sind nie gerippt und der Haarschopf ist aus viel zarteren, feinern Haaren gebildet. Nur eine Art,
nämlich der Cypselites tenuis, könnte vielleicht zu dieser Familie gehören. Ferner steht bei den Echiteen
der Haarschopf um den Nabel herum, während bei den fossilen Früchten offenbar die Insertion an der dem
Pappus gegenüberliegenden Seite war. Ebenso wenig können aber die fossilen Früchte zu den Asclepiadeen
gehören, obwohl bei diesen die Samen zum Theil dieselbe Grösse haben. Allein bei diesen sind erstens die
Samen immer zusammengedrückt und meist mit einem Hautrande versehen, so bei Asclepias, Cynanchum
u. a., während bei den fossilen der Hautrand gänzlich fehlt und die Früchte überhaupt nicht diese platte
Form gehabt haben; wenn sie zum Theil zusammengedrückt sind, so ist diess doch wohl nur eine Folge
des erlittenen Druckes. In Oeningen kommen ächte Asclepiadeensamen vor, allein diese sind viel breiter,
flacher und mit einem deutlichen Hautrand versehen (cf. Taf. CIV. Fig. 7). Zweitens ist die Samenschale
bei den Asclepiadeen zart, ohne Streifen und Rippen. Bei den fossilen aber haben wir solche, gerade wie
hei den Früchten der Synantheren. Drittens sind die Samen der Asclepiadeen nicht geschnäbelt, wie diess
bei acht Arten von Cypselites der Fall ist. Viertens besteht der Haarschopf der Asclepiadeen aus viel zarteren
, feineren Haaren, als bei den fossilen Arten, und er ist auch hinfälliger. Wir haben wohl zu berücksichtigen
, dass alle fossilen Früchte lange Zeit im Wasser und weichem Schlamm gelegen haben.
Im Köpfchen sind die Haare der Synantheren-Früchte aufgerichtet und zu einer dünnen Garbe zusammengestellt
; dasselbe ist der Fall bei den Haaren der Asclepiadeen in der Balgfrucht; treten diese aus der
Frucht heraus, jene aus dem Köpfchen, breiten sich die Haare aus und tragen nun die Samen oder Früchte
durch die Luft. Fallen sie ins Wasser, biegen sich die Haare wieder zusammen und bilden wieder eine
dünne Garbe, ähnlich wie im frühern Zustande. Die zarten Haare der Asclepiadeen thun diess aber in viel
unregelmässigerer Weise, als die rigideren der Synantheren; wenn das Wasser auch nur wenig bewegt ist,
werden sie in ganz verschiedener Richtung durch einander gelegt oder selbst zusammengeölzt; jedes Haar
ist hier in anderer Weise gekrümmt oder gewunden, während die steifen Haare der Synantheren entweder
ganz gerade bleiben oder, wenn von einer Seite ein Druck auf sie ausgeübt wird, alle fast gleichmässig
gekrümmt oder geknickt sind. Betrachten wir nun den Pappus der fossilen Früchte, so werden wir sehen,
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