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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/henke1888-1_1/0014
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Einleitung.

reconstruiren. Die Haupteigenschaft des lebenden Muskels im Zustande der Ruhe,
welche aber im Tode verloren geht, ist die Elasticität seines Hauptbestandteiles
, des Muskelfleisches, und die Hauptveränderung, auf der seine Wirkung
im Leben beruht, die Contractilität desselben. Wenn wir zuerst die Elasticität
und dann die Contractilität betrachten, so wird sich ergeben, dass letztere in
ihrem Effekte eigentlich nur eine Schwankung der ersteren darstellt.

Der ruhende und todte Muskel, Elasticität, Todtenstarre

und Erschlaffung.

Das Fleisch des lebenden Muskels, die rothe faserige Substanz, deren
Elemente wir nach ihrem mikroskopischen Bau als quergestreifte Muskelfasern
bezeichnen, oder als willkürliche, weil aus diesem Eleisch beim Menschen fast
ausschliesslich die Muskeln bestehen, deren Wirkimg durch ihre Nerven dem
Willen unterworfen ist, diese Substanz zeigt im Leben, auch im Zustande voller
Unthätigkeit, die Eigenschaft der Elasticität, die Fähigkeit durch einen Zug
in der Richtung ihrer Faserung gedehnt zu werden, ohne zu zerreissen, und
bei Nachlass des Zuges zu einer geringeren Ausdehnung, die ihr ohne äussere
Einwirkung zukommt, also zu ihrem eigentlichen Ruhezustande zurückzukehren,
ohne eine Knickung zu erfahren, und zwar beträgt diese mögliche Dehnung und
Wiederzurückziehung in der Richtung der Faserung so viel, dass die grösste
und geringste Länge sich zu einander ziemlich genau wie 1:2 verhalten.
Innerhalb dieser Grenzen bleibt das Fleisch des lebenden Muskels seiner Faserung
entlang stets glatt gespannt; jenseits derselben muss es zerreissen, oder
sich einknicken (Falten schlagen), und diese Grenzen der Elasticität bleiben
auch im arbeitenden Muskel dieselben.

Die Elasticität des lebenden Muskels geht nach dem Tode schnell verloren
und es treten nacheinander zwei Zustände desselben in der Leiche ein: 1) kurz
nach dem Tode die sogenannte Todtenstarre, eine völlige Erstarrung, beruhend
auf Gerinnung eines im Leben flüssigen Bestandtheiles, der dann also nicht mehr
nachgiebt, so dass keine Ausdehnung oder Zusammenziehung von der augenblicklichen
Gestalt aus mehr möglich ist, und erfolgt diese Erstarrung für jeden
Muskel in der Gestalt, die er gerade zufällig beim Eintritte derselben hat,
mag sie gedehnt oder verkürzt sein; 2) aber in den nächsten Tagen (in der Regel
im Laufe des H. oder III.) hört die Starrheit wieder auf, ohne dass die Elasticität
wiederkehrt und es tritt ein Zustand der Erschlaffimg ein, wie er nun
in der Leiche bleibt (wenn er nicht durch erhärtende Mittel, wie Spiritus verhindert
oder wieder aufgehoben wird). Dabei lässt sich der Muskel wieder
wie im Leben und zwar sehr leicht bis zum früheren Maximum seiner Länge
dehnen, darüber hinaus nicht mehr, sondern dann muss er zerreissen; dabei
zieht er sich dann aber nicht mehr auf eine geringere Länge wieder zurück,
sondern bei jedem Nachlasse der passiven Dehnung, oder bei Annäherung seiner
Enden knickt er, wie ein vollkommen schlaff Aveicher Körper ein, oder schlägt
Falten.


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