Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/henke1888-1_1/0017
Der thätige Muskel.

5

Widerstand, es gehört eine grosse Kraft dazu, ihn trotzdem bis zum Maximum
seiner Elasticitätsgrenze, oder auch nur über die Länge hinaus, die er eben
bereits gehabt hat, auszudehnen. Tritt nun diese innere Zustanclsveränderung
ein, wenn der Muskel zuvor im ruhenden Zustande durch die äusseren Umstünde
, oder auf ihn einwirkende Kräfte schon bis zu irgend einem Grade
gedehnt war, so kann es leicht geschehen, dass das Mass der Kräfte, die dies
bei einem früheren minimalen Widerstände, welchen er geleistet hat, bewirkt
haben, nun nicht mehr genügt hätten um dies zu thun, oder factisch nun nicht
mehr genügen, um den ausgedehnten Zustand zu erhalten. Der verstärkte Widerstand
hätte es nicht nur nicht dazukommen lassen, wenn er zuvor schon stattgefunden
hätte, sondern er verhindert auch jetzt factisch, dass es bei der vorhergegangenen
Dehnung bleibt, er macht sich nun als lebendige Kraft geltend,
er hebt die vorhergegangene Dehnung wieder auf, er überwindet den Widerstand
der Kraft, welche die Dehnung bewirkt hatte, er bringt es wieder zur
Rückkehr in den Zustand der Kürze, mit einem Worte er führt activ Verkürzung
herbei. Diesen Effect nennt man die Contraction, oder kurz die Wirkung
des Muskels, diese Eigenschaft seines thätigen Zustandes die Contractilität.

Es ist Idar, wenn dieser Fall eintritt, wie damit der Muskel als actives
Bewegungsorgan in Wirksamkeit tritt. Die innere Veränderung, die sich in
ihm vollzieht, hat die Eolge, dass bei sonst gleich bleibenden Umständen eine
Bewegung zu Stande kommt, deren Ursache nur eine mit dieser Veränderung
verbundene Entbindung von Kraft aus den Molecularvorgängen im Muskel sein
kann, eine Bewegung zunächst der Theile des Muskels selbst, die mit der erfolgenden
Verkürzung seiner Gestalt verbunden ist, die dann aber auf andere
Dinge, auf Knochen, an denen er befestigt ist, auf die Lasten, die wir erfassen
und lieben, übertragen werden kann, indem dieselben dem Zuge des sich verkürzenden
Muskels an seinen Enden folgen müssen, wie er zuvor durch ihren
Zug an diesen Enden ausgedehnt war. So übt der Muskel Kraft aus, hebt er
Lasten, wirkt er activ motorisch. Auch der ruhende Muskel kann sich in Folge
seiner Elasticität verkürzen, wenn er zuvor gedehnt war und die Kraft zu
wirken aufhört, die ihn gedehnt hat; er entwickelt dabei nur die geringe Kraft
der Verkürzung, mit der er zuvor der Ausdehnung Widerstand geleistet hat.
Der thätige verkürzt sich auch bei gleichbleibender Belastung; er entwickelt,
indem er sich verkürzt, eine grössere Kraft als die, welche zu seiner Dehnung
nöthig gewesen wäre; er hebt Lasten, die er zuvor nicht hätte tragen
können, und nur, wenn er zum Zustande der Ruhe zurückkehrt, wird er auch
selbst durch geringere Lasten, als die er in der Contraction gehoben hat, wieder
ausdehnbar. Hier wird mm also die Wirkung, die Contraction des Muskels
zur Quelle der Kraft, zur Ursache der Bewegung, mit der wir Lasten heben.
Der Muskel verkürzt sich und die Bewegung erfolgt, weil wir den Muskel anstrengen
, und wenn wir aufhören es zu thun, keinen Widerstand mehr gegen
seine Ausdehnung entwickeln, kann er von Neuem nachgeben, gedehnt werden;
d. h. wenn alles so geht, wie es nach unserem Willen gehen soll, wenn die
Kraft, die der Muskel liefert, auch genügt um die Lasten zu heben, die ihn


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/henke1888-1_1/0017