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Erster Teil. Kopf und Hals.
denselben bilden, auf der Grenze zwischen beiden noch unter sich von den kleinen
M m. intertransversarii verbunden und unter sich zusammengehalten; abwärts
von der YI. aber divergiren die untern Ende beider Gruppen, über dem
Seitentheile des Einganges in die Brust mit den Lungenspitzen, zu ihren Endigungen
am Rande des Thorax und an der Säule der Wirbelkörper.
Mm. scaleni.
Die Scaleni (Leitermuskeln) sind schräg vom Seitenumfange der Thorax-
öffnung zum Seitenrande der Hals Wirbelsäule ähnlich wie Strickleitern vom Bord
eines Schiffes zum Mastbaum hinauf gespannt. Unten breit, spitzen sie sich
nach oben zu und spalten sich hier in eine Reihe schmaler Zacken, die an
den Ecken der Querfortsätze ansitzen. Der ganzen Länge nach aber sind sie
durch eine tiefe Spalte in zwei Hälften zerlegt, eine hintere, die sich nach
hinten den Nackenmuskeln anschmiegt, eine vordere, die als freier Rand der
Gruppe zur Seite des Eintrittes der Halseingeweide in die Brust hervortritt,
Scalenus anticus, der sich an die I. Rippe in ihrer vordem Hälfte ansetzt.
Der grösste Theil der hintern Hälfte, Scalenus medius, überhaupt der grösste
Theil der ganzen Gruppe, sitzt ebenso an der Hinterhälfte der I. Rippe, ein kleiner
hinterster Rest aber, Scalenus posticus in der Regel an der II. (s. u. Taf. LIII).
Durch die Spalte tritt eine Reihe grosser Nerven (Plexus brachialis) seitwärts
aus den Löchern zwischen den untern Halswirbeln hervor und läuft von da conver-
girend hinter das Schlüsselbein hinab; im untern Ende desselben läuft die Hauptarterie
des Armes, die Subclavia, durch einen Eindruck in der I. Rippe über sie
hinweg aus der Brust in die Achselhöhle, so dass man sie hinten über dem Brustende
des Schlüsselbeines mit dem Einger auf die Rippe comprimiren kann. Die
Ecken des Eindruckes, den sie in der Rippe macht, begrenzen also zugleich die
Insertion des Scalenus anticus an der Rippe nach hinten, des medius nach
vorn. Zuweilen wird die Spalte von einem Muskelbündel gekreuzt, das zwischen
den Nerven hindurch aus dem Scalenus medius in den anticus übergeht.
Es fragt sich, ob man das obere oder untere Ende der Scaleni als Ursprung
oder Ansatz betrachten soll, d. h. ob sie mehr von der Wirbelsäule auf
den Rand des Thorax wirken, oder umgekehrt. Möglich ist beides und man
denkt gewöhnlich mehr an das Erste, d. h. an eine Wirkung der Scaleni auf
Hebung der Rippe, überhaupt des Thorax oder Erweiterung desselben, Einath-
mung. Aber es liegt bei der schwanken Stellung des Halses auf der Höhe der
Brust eigentlich viel näher, diesen Strängen, die schräg von der Basis zu ihm
ansteigen, eine fixirencle oder modificirende Wirkung auf die Balancirung des
Kopfes über der biegsamen Säule zuzuschreiben, zu der sie jedenfalls ganz geeignet
sind und die keineswegs unnöthig ist, und so wäre ihr unteres Ende,
ebenso wie das der langen Muskeln der Wirbelsäule an Rücken und Nacken,
als Ursprung, das obere als Ansatz an der Wirbelsäule zu betrachten.
Mm. longi des Halses.
Die länglichen Muskeln an der Hals Wirbelsäule sind das einzige unbedeutende
Gegenstück zu den grossen, langen Muskeln, welche der Wirbelsäule
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