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Erster Teil. Kopf und Hals.
senkrecht ansteigt, aus diesem Verlaufe aber schräg vor- oder rückwärts über
dem Epistropheus herum oder hinum gezogen wird, wenn die Massae laterales des
Atlas und mit ihm die Schädelbasis einerseits vor-, andrerseits rückwärts bewegt
werden.
II. Muskeln am Gesichtsschädel.
I. Hautmuskeln des Gesichtes.
(Taf. VI. u. VII.)
Die Muskeln, mit denen die äussere Haut im Gesichte unterlegt ist, sind
eine eigenartige Bildung, am menschlichen Körper ausserdem nur durch den
grossen Hautmuskel des Halses und einige kleine am Hinterkopf und an der
Hand vertreten. Aus demselben Fleisch wie die Skeletmuskeln (quergestreifte
Muskelfasern) gebildet, sind sie auch wie diese der Einwirkung des Willens
durch einen aus dem Gehirne entspringenden Nerven unterworfen; gewöhnlich aber
wirken sie nicht eigentlich willkürlich und doch unter geistigem Einflüsse. Denn
der HauptefFect ihrer Wirkung besteht in der mimischen Veränderung der Gesichtszüge
und diese ist gewöhnlich die Eolge wechselnder Gemüthsstimmungen.
Daneben aber haben sie doch auch mehr oder weniger Beziehung zu willkürlichen
Actionen. Denn sie gruppiren sich hauptsächlich um die Schleimhautöffnungen
im Gesichte, Mund, Nase und Augenlidspalte und wirken auf dieselben öffnend
oder schliessend. Am Rande der Lippen stehen sie dann auch in unmittelbarem
Zusammenhange mit der gleichfalls willkürlichen Muskulatur der Schleimhauthöhlen
des Mundes und Schlundes.
Die anatomische Anordnung der Gesichtsmuskeln lässt sich im Princip ähnlich
der der Skeletmuskeln auf einen Verlauf zwischen zwei Befestigungen zurückführen
: Ursprung irgendwo, direct oder indirect an der Knochenoberfläche
des Schädels, Ansatz dagegen an der Haut, in deren Unterseite sich die Enden
der Muskelfasern direct einsenken. Die Durchführung diesert Disposition und
die Einteilung in bestimmte Muskeleinheiten complicirt sich nur dadurch, dass
ihre Bündel sich zwischen Ursprung und Ansatz vielfach mit andern berühren,
kreuzen oder durchflechten und bald mehr, bald weniger bis zu individuellen
Variationen an einander anschliessen oder von einander sondern. Bei der Darstellung
an der Leiche ist vor Allem zu unterscheiden, wie diese Muskeln sich
theils, wie andere auch, nach Entfernung der Haut aufdecken und mit glatter
Oberfläche rein präpariren lassen, theils dagegen so an ihr haften, dass man
sie schwerer abtrennen kann. Dies sind die Insertionsstellen. Sie stellen
sich entweder, wenn man die Haut dennoch abschält (und so ist es hier meist
abgebildet), als rauhe, ruppige Stücke von Muskeloberflächen dar, die sich aus
abgeschnittenen Enden ihrer Fasern und dem Best Subcutanbindegewebe, in
das sie eingebettet sind, zusammensetzen; die Muskeln sind dann also von ihrem
Ansätze bereits abgeschnitten. Oder aber man hört an den Grenzen solcher
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