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Erster Theil. Kopf und Hals.
der Raphe, wobei sein oberer Rand einen grossen Theil des vorigen von
hinten deckt; 3) Constrictor infimus entspringt von der Aussenseite des
Kehlkopfes, d. h. der Linea obliqua des Schildknorpels (s. o. S. 31) und zuletzt der
Aussenfläche des Ringknorpels und greift, wieder nach hinten stark ausgebreitet,
mit oberem Rande über den unteren Theil des vorigen über, nach unten aber
schliesst er ziemlich horizontal gegen das Rohr des Schlundes ab.
An den Grenzen der drei Ursprungsgebiete der Constrictoren des Pharynx,
auf der Anschlusslinie des Schlauches an die benachbarten Höhlen bleiben drei
Lücken in der Wand des Schlauches, wo sie die Schleimhaut desselben nicht
vollkommen decken: 1) oberhalb des Constrictor supremus, wo die obersten
Fasern desselben von der halben Länge des Processus pterygoideus bogenförmig
zur Schädelbasis ansteigen, um sich hier mit der Raphe zu befestigen. Durch
die Lücke zwischen ihnen und der Schädelbasis tritt das knorpelige Rohr der
Tuba Eustachii aus dem Ohre in den Pharynx ein, um sich im oberen Ende
desselben, in gerader Verlängerung der Nasenhöhle nach hinten zu öffnen,
2) eine grosse dreieckige Lücke zwischen Constrictor supremus und medius, da
zwischen ihren Ursprüngen die ganze Anschlusslinie des Pharynxschlauches an
die Zunge, Linea glossopharyngea liegt, an welcher nichts entspringt und die
Ränder der beiden angrenzenden Constrictoren vom oberen und unteren Ende derselben
rückwärts convergiren. Diese Lücke ist gedeckt durch den M. hyo-
glossus (s. o. S. 32 und unten bei der Zunge), welcher als dünne viereckige Platte
vom grossen Hörne des Zungenbeines entspringt und schräg vor- und auswärts
durch die Anschlusslinie in die Zunge eindringt; ferner aber durch das Bündel
der länglichen Muskeln, die vom Processus mastoides und styloides herabkommen
und sich in dieser Gegend an die Seitenfläche des Schlauches schräg
abwärts gerichtet anlegen, Biventer, Stjdohyoideus, Stylopharyngeus und Stylo-
glossus; endlich 3) ein kleiner Abstand zwischen den vom Zungenbeinhorn und der
Linea obliqua des Schildknorpels kommenden Rändern des Constrictor medius und
infimus, der aber vom oberen Hörne der Platte des Schildknorpels gedeckt ist.
Der ganze so in seiner Wand gestaltete und gegliederte Schlauch fügt
sich mit seiner oberen Hälfte in den Raum vor der Mitte der Vorderfläclie der
Halswirbelsäule, bis hinter den Oberkiefer, die Nasen- und Mundhöhle ein, der
seitwärts durch den Kieferast den Processus und die Musculi pterygoidei gedeckt
ist, und besonders sein Abschluss nach vorn, die Anschlusslinie seiner Wände
an die von Nasen- und Mundhöhle, ist von den beiderseitigen Processus pterygoidei
und Mm. pterygoidei interni in die Mitte genommen. Seine untere Hälfte
aber reicht mit dem Kehlkopfe, dessen feste Aussenwand ihr zur Stütze und
zum,festen Anschlüsse ihrer Wände dient, bis zur halben Länge des Halses
hinab und tritt hier in der Tiefe des oberen Halsdreieckes zu Tage, jedoch bedeckt
von einem grossen Bündel Gefässe und Nerven.
Oeffnung und innere Gliederung des Pharynx.
Spaltet man nun die Aussenwand des Pharynxschlauches in ihrer hinteren
Mitte, indem man Constrictoren und Scheimhaut entlang der Raphe durch-
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