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Zweiter Tlieil. Obere Extremität.
eigentlichen Sinne, noch ganz in sich geschlossen, enthalten. Miteinander aber
liegen sie in dem Mantel des Deltoides und unter dem sie überragenden Acro-
mion, ähnlich auch wie ein Gelenkkopf in seiner Pfanne, und bewegen sich gleitend
in dieser Umfassung, wenn sich das Gelenk selbst im Innern bewegt. Ihre gemeinsame
Oberfläche ist dabei zum Theil in so vollkommen nur glatter Berührung
mit der Innenseite von Deltoides und Acromion wie Gelenkflächen,
oder bildet mit ihnen eine von solchen begrenzte Spalte, also das, was man
einen Schleimbeutel nennt, zuweilen auch mehrere kleinere solche.
Kurze Schulterblattmuskeln und Schultergelenk.
(Taf. XXVI—XXIX.)
Die breite etwa dreieckige Platte des Schulterblattes bildet an ihrer dem
Thorax zugekehrten Seite eine einzige flache Aushöhlung, Fossa subscapu-
laris, die hintere Seite dagegen, die an sich etwas convex sein würde, ist durch
das Herausragen der Spina aus ihr in eine kleinere, obere und grössere, untere
Portion getheilt, welche nun mit den sie überragenden Seiten der Spina doch
auch wieder flache Gruben, Fossa supraspinata und infraspinata, darstellen. Alle
diese drei Schulterblattgruben sind von kurzen, breiten Muskeln erfüllt, deren
Fleisch in ganzer Ausdehnung in ihnen entspringt und in allen dreien auf- und
seitwärts gegen die Ecke der Platte, an welcher die Schulter ansitzt, conver-
gieren, Subscapularis vorn, Supra- und Infraspinatus hinten. Von letzterem
trennt sich meist ein Streifen entlang dem freien Seitenrande, Ter es
minor ab. An der oberen Seitenecke nun gehen alle drei oder vier Muskeln in
kurze, starke, immer noch breite Sehnen über, welche alle, dicht aneinander
gedrängt, den Rand der Pfanne des Gelenkes der Schulter und den in ihr
liegenden Gelenkkopf des Humerus überschreiten, um sich dicht jenseits seines
Randes an der rauhen Umgebung desselben zu inseriren, der Subscapularis am
Tuberculum minus, die zwei oder drei anderen am Tuberculum majus.
Das obere dicke Ende des Humerus, welches man im weiteren Sinne auch
als Kopf bezeichnet, sitzt mit horizontaler unterer Grenze, dem sog. chirurgischen
Halse auf dem Ende des langen Mittelstückes auf; aber nur etwa 2/a desselben
bilden den eigentlichen glatt überknorpelten Gelenkkopf, welcher knapp eine
Halbkugel darstellt und in die beträchtlich kleinere Pfanne des Schulterblattes
passt. Bei gewöhnlicher Lage, d. h. wenn der Arm von der Schulter gerade
herabhängt und mit seiner Beugeseite etwa nach vorn gerichtet ist, liegt der
unterste Rand des ganzen dicken Endes, oder der chirurgische Hals, und mit ihm
zugleich der unterste Teil des eigentlichen Gelenkkopfes am unteren Ende der
Pfanne des Schulterblattes. Der Rand des Gelenkkopfes aber, oder der sog.
anatomische Hals läuft von hier schräg auf- und seitwärts und trennt den Kopf
im eigentlichen Sinne von der ihn seitwärts umgebenden Rauhigkeit des ganzen
dicken Endes, welche ihn mit einer schwachen Erhebung überragt. In diese
schneidet die Rinne des Sulcus intertubercularis von oben herab ein und theilt
die ganze Rauhigkeit in das vordere, kleinere und hintere, grössere Stück, Tu-
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