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Zweiter Theil. Obere Extremität.

oder hinter dem Ansätze der Sehne des Pectoralis major hinabzieht. Unter
dem Rande derselben hervortretend, gehen beide Sehnen in den Fleischkörper
über, ans dessen unterem Ende sich die einfache, starke, gemeinsame Endsehne
entwickelt. Sie liegt mitten auf dem Brachialis, im Winkel zwischen
Rändern der Unterarmmuskeln, die von den Enden der Condylen des Oberarmes
herkommen, (XVIII. XIX. XXIV. XXV) giebt hier ein plattes Faserbündel
(Lacertus fibrosus) an den Ueberzug der Flexorengruppe, die vom Condylus
internus kommt, ab und senkt sich dann im Winkel zwischen jenen Eändern
in die Tiefe ein. Hier umschlingt sie das obere Ende des Radius auf seiner
der Ulna zugekehrten Seite, um sich an der hier gelegenen Tuberositas zu
inseriren (XXXVII).

Zu den häufigsten Muskelvarietäten gehören überzählige Köpfe des Biceps,
die am Oberarme entspringen. Man findet auch nicht selten Abweichungen
von der Norm im Ursprünge der beiden gewöhnlichen, z. B. dass die Sehne
des äusseren oder langen, statt durch den Sulcus intertubercularis aus dem
Gelenk herab zu kommen, im Sulcus selbst erst entspringt. Dies ist aber in
der Regel (vielleicht immer) keine angeborene Varietät, sondern ein Produkt
abnormer Veränderungen im Leben. Denn man findet es in Verbindung mit
chronischer Entzündung und Ab Schleifungen im Gelenke und im Schleimbeutel
unter dem Acromion. Man kann dann also annehmen, dass dabei auch die
ursprünglich am Rande der Pfanne befestigt gewesene Sehne abgeschliffen und
nun im Sulcus nachträglich wieder festgewachsen ist, wozu es nicht an Analogien
in anderen Fällen fehlt.

Der Biceps gehört zu den Muskeln, deren ganzes Fleisch aus lauter glatt
neben einander geordneten Fasern besteht, welche seinen Bauch von Anfang
bis zu Ende durchlaufen, so dass derselbe dann an beiden Enden plötzlich gegen
die Sehne absetzt (wie der Hals einer Bordeauxflasche s. o. S. 8), deren
Fasern also ganz so lang sind, wie der Bauch selbst, der Querschnitt nur eben
so gross wie die Dicke desselben. Daher kann man am Biceps im eigenen
lebenden Arme, bei seiner oberflächlichen Lage, direkt nahezu genau die Verkürzung
des Bauches bei voller Dehnung und Verkürzung messen und konstatiren,
dass sich dabei seine Länge wie 1 : 2 verhält. Diese starke Veränderlichkeit
seiner Länge entspricht den grossen Ansprüchen, welche durch eine Reihe von
Bewegungen an ihn gestellt werden, bei denen er betheiligt ist und die in allen
möglichen Combinationen mit einander ausführbar sind: 1) durch den Verlauf
der oberen Enden beider Bäuche über das Schultergelenk wirkt er auf den Oberarm
nach vorn und der äussere Kopf auch etwas nach der Seite hebend (wenn
bei Rotation mit der Vorderfläche seitwärts der Sulcus intertubercularis seitwärts
vom Gelenk zu liegen kommt); 2) durch den Verlauf der Endfasern über
die Beugeseite des Ellbogens ist er Beugemuskel des Armes; 3) aber dadurch,
dass diese Sehne sich zwischen Radius und Ulna bei Pronation, Drehung des
Radius um die Längsachse (s. u. S. 88) herein-, bei Supination herauswickelt,
ist er endlich auch der Hauptsupinator des Radius.

Der Brachialis entspringt breit an der ganzen Vorderfläche etwa der


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