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Vierter Theil. Untere Extremität.
einer von beiden geht mit dem unteren Ende über die eine und andere Hälfte
des Kniegelenks.
Die beiden oberflächlichen entspringen, oben stark miteinander verwachsen,
als ein sehr derber sehniger Strang, der dann schnell abwärts fleischig anschwillt
, am unteren Umfange des Tuber ischii (LXIII. LXV.) und divergiren
dann abwärts zugespitzt zu den beiden Seiten des Kniegelenkes. Der eine läuft
schon fast von der Mitte des Oberschenkels mit langer, dünner Sehne, daher
der Name Semiten dinosus, gerade vom Tuber ischii zu dem medialen Rande
der Rückseite des Gelenkes herab, schliesst sich hier dem Gracilis und Sartorius
an und schlingt sich mit ihnen nach vorn zur Insertion an der Tibia unterhalb
der Tuberositas herum (s. o. S. 150). Der andere läuft schräg seitwärts zum Knie
hinab und seine Sehne verschmilzt mit dem Rücken des Bauches von dem
kleinsten, der am Oberschenkel entspringt, und geht, als sog. langer Kopf mit
ihm zum Biceps vereinigt, über den lateralen Rand der Rückseite des Gelenkes
zum Capitulum der Fibula.
Der eine der beiden tieferen entspringt auch noch am Tuber ischii, aber mit
einer langen, dünnen, bandartig breiten Sehne, daher der Name, Semirnem-
branosus, die unter dem vereinigten, dicken Ende des Semiten dinosus und des
langen Bicepskopfes liegt. Er schwillt abwärts zu einem dicken, länglichrunden
Bauche an, welcher dem Schlitze der Adductoren bei gestrecktem Beine von
hinten dicht anliegt, und geht erst dicht am Knie in eine kurze, dicke, untere
Sehne über, die sich hart am Rande des Gelenkes auf der Grenze der hinteren
und medialen Seite an die Tibia inserirt. Die Sehne des Semitendinosus liegt ihr
hier nebst denen des Sartorius und Gracilis noch ganz lose an, da sie sich erst
so viel weiter abwärts an der Tibia inseriren. Dem Bauche des Semimembranosus
liegt seitwärts der kurze Kopf des Biceps gegenüber, der nicht vom Becken
entspringt, sondern vom Oberschenkel und zwar von der Linea aspera, wo er
mit dem Hauptansatze der Adductoren so zusammenstösst, dass es auf den ersten
Blick aussieht, als giengen sie ineinander über. Auch er fasst sich erst dicht
über dem Kniegelenk ganz zu der kurzen Sehne zusammen, mit welcher sich
die des langen Kopfes zur Insertion am Capitulum der Eibula vereinigt.
Indem nun so die untern Enden dieser langen Muskeln zu zwei Strängen
über den beiden Rändern der Rückseite des Kniegelenkes, einerseits Biceps zur
Fibula, anderseits Semitendinosus und Semimembranosus nebst Sartorius und
Gracilis zur Tibia divergiren, thut sich zwischen ihnen ein Abstand auf, in dessen
Grunde die breite Hinterfläche des Oberschenkelknochens (Planum popliteum)
dicht über den Condylen und der Eossa intercondyloidea liegt. Am unteren Rande
derselben entspringen, dicht über den Condylen die Mm. gastrocnemii, welche
abwärts von da den beiden Condylen oder Hälften des Gelenkes aufliegen, und
drängen sich also hier zwischen jenen beiderseitigen Sehnensträngen eng hervor
, um in der Höhe des Gelenkes, abwärts miteinander zu convergiren und nach
dem Austritt aus der Enge, bedeutend ausgebreitet, am Unterschenkel das
oberflächliche Fleisch der Wade zu bilden. So entsteht zwischen allen diesen,
nach oben und unten convergirenden Muskelrändern zu beiden Seiten die Lücke
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