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Oberschenkel, Flexoren. Erstes Fussgelenk.
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Gelenkes zwischen ihnen und dem Fusse. Und auch der grösste Theil des
Fusses, namentlich Alles, was den Unterschenkel nach vorn überragt bis zur
Grenze der Zehen, ist so gut wie ein Hauptstück des Skeletes mit nur geringer
Verschiebbarkeit zwischen den einzelnen Knochen. Die Ferse bewegt sich
zwar noch etwas gegen diesen grösseren, vorderen Theil, aber doch auch
mir im Zusammenhange mit der Bewegung des II. Hauptgelenkes. Nur ein
kleiner Knochen, der Talus oder Astragalus bildet einerseits mit denen des
Unterschenkels, anderseits mit den folgenden des Fusses, die beiden frei beweglichen
Fussgelenke, spielt also hier etwa die Eolle wie an der Hand das
aus drei Knöchelchen gebildete, klammerförmige erste Glied der Handwurzel
(s. o. Fig. 25. 26. 27.), welches auch die zwei dicht aufeinanderfolgenden
Handgelenke von einander trennt. Wir haben daher zuerst den Unterschenkel
and dann das Fussgewölbe in ihrer Verbindung mit dem Talus durch das I.
und II. Gelenk zu betrachten.
Erstes Fussgelenk, Unterschenkel und Talus.
Der Talus ist ein ebenso selbständiges Glied des Skeletes wie Ober- oder
Unterschenkel, da er allein, einerseits mit letzterem, anderseits mit dem Fusse,
je rin besonderes Gelenk bildet; nur dass er sehr kurz ist und also die beiden
Gelenke (licht aneinander herangerückt sind. Er besteht nur aus gelenkbil-
denden Theilen ohne Mittelstück, hat mehr glatte als rauhe Oberfläche. Es
sitzen auch keine Muskeln am Talus an. Alle, die vom Unterschenkel zum
Fusse gehen, überspringen beide Gelenke und doch sind sie in ihrem Verlaufe
über dieselben so geordnet, dass sie fast nur auf das eine oder das andere
wirken. Das Hauptstück oder der Körper des Talus hat die Gestalt von etwas
mehr als einem Viertheile einer etwa kreisrunden Scheibe und zwar etwa
des oberen, hinteren Viertheiles einer Scheibe, die man sich bei horizontal auf
dem Boden aufgesetzten Fusse so in das hintere Ende desselben hineingestellt
denkt, dass ihre Achse quer durchgeht. Er hat also einen runden Umfang
und ein paar viertelkreisförmige Seitenflächen; der runde Umfang ist nach oben
und hinten, die Seitenflächen sind nach links und rechts gekehrt; der Mittelpunkt
der Krümmung des runden Randes der Seitenflächen liegt an ihren vorderen
unteren Ecken. Mit einer unteren, horizontalen Seite ruht diese Viertelscheibe
des Taluskörpers auf dem grössten, hintersten Knochen der Fusswurzel, dem
Calcaneus. An der nach vorn gekehrten senkrechten Seite sitzt der kleinere
vordere Theil des Knochens, der Taluskopf an; aber nicht in ganzer Breite,
und zwar in der Art, dass er den Körper nach der medialen Seite ein wenig
überragt, an der lateralen dagegen ein Stück freie Vorderfläche desselben übrig
bleibt. Dieser bildet mit dem Vorderrande des runden Umfanges und der
Seitenfläche der Scheibe eine vorspringende Ecke, dagegen mit der Seitenfläche
des Kopfes eine einspringende Ecke über dem Kücken vom Vorderende des
Calcaneus, den Sinus tarsi, welche beide vorwärts vom unteren Ende der Fibula
deutlich unter der Haut durch zu fühlen sind.
Die scheibenförmige Rolle des Taluskörpers wird von der Gabel der ver-
Ilenke, Handatlas. I. 12
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