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Zweiter Theil. Untere Extremität.
einigten unteren Enden beider Unterschenkelknochen umfasst. Die Hauptendfläche
der Tibia passt auf den Umfang der Eolle; die Knöchel oder Malleolen
beider Knochen legen sich den Seitenflächen der Rolle an. Der kürzere, dickere
mediale, welcher die Endfläche der Tibia als verlängerte Fortsetzung überragt,
reicht nur etwa bis zur halben Höhe der Rolle an ihr hinab; der längere,
dünnere, laterale, in dem sich das ganze Ende der Fibula über die Endfläche
der Tibia hinab fortsetzt, erreicht mit seiner Spitze die untere vordere Ecke
der Rolle. Diese Gabel passt also auf die Rolle oder Scheibe des Taluskörpers
so, dass die Achse derselben quer durch die Spitze des Knöchels der Fibula
und etwas unterhalb dessen der Tibia geht, und demgemäss bewegt sich die
Rolle in der Gabel, oder diese auf jener um diese Querachse, d. h. der Fuss geht
mit der Spitze auf und nieder, oder der Unterschenkel über ihm vor und
zurück. Dabei tritt abwechselnd der vordere oder hintere Theil der Rolle in
die Gabel zwischen den Malleolen, oder aus ihr hervor. Das letztere ist vorwärts
von den Knöcheln deutlich zu sehen und zu fühlen, wenn die Fussspitze
gesenkt, oder das Bein vom Fusse rückwärts wegbewegt wird. Namentlich
tritt dann die Ecke, welche das vordere Ende der Rolle mit dem Streifen freier
Vorderfläche des Taluskörpers über dem Sinus tarsi bildet, nebst einem
Sector der lateralen Seitenfläche so deutlich vor dem Knöchel der Fibula hervor
, dass man es am lebenden Fusse durch den Stiefel fühlen kann.
Jede andere Art von Bewegung zwischen Fuss und Unterschenkel ist in
diesem Gelenke ausgeschlossen, aber eine kleine Verschiebung der unteren
Enden von Tibia und Fibula ist mit der zwischen ihnen und der Rolle des
Taluskörpers verbunden. Die beiden Ränder der Rolle sind nicht ganz parallel.
Sie ist vorn etwas breiter als hinten. Also muss sich die Gabel der Knöchel
etwas fester schliessen, wenn sie den hinteren, dagegen etwas erweitern, wenn
sie den vorderen Theil der Rolle zwischen sich haben, und dies geschieht in
der That, wenn sie sich auf der Rolle vor- oder rückwärts bewegen, oder diese
mit dem vorderen dickeren Ende zwischen ihnen ein- oder austritt. Dabei
klafft oder schliesst sich eine kleine Spalte, die aufwärts vom Seitenrande der
Rolle zwischen Tibia und Fibula hinaufgeht und die Bänder, welche vor und
hinter derselben beide Knochen verbinden, erschlaffen oder werden mehr gespannt
. Man sieht dies am deutlichsten an einem Horizontalschnitte der Knochen
des Unterschenkels dicht über der Rolle des Talus.
Zweites Fussgelenk, Talus und Fussgewölbe.
Der Talus ruht in ganzer Länge auf dem grössten Knochen des Fusses,
dem Calcaneus; aber er wird nach hinten von ihm mit dem Vorsprunge der
Ferse überragt. Mit ihren vorderen Enden, dem Kopfe des Talus und Processus
anterior des Calcaneus erstrecken sich beide gleich weit, etwa bis in die Ebene
der Vorderfläche des Unterschenkels, sodass hier die beiden hintersten Knochen
von dem Theile des Fusses, der den Unterschenkel überragt, Os naviculare und
euboideum mit ihnen articuliren. Der Talus liegt aber nicht ganz gerade über
dem Calcaneus, besonders am vorderen Ende der Kopf nicht gerade über dem
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