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364 GEHEIMNISS,
S; 156 — 208abgedruckt stehen
. — Ebenderselbe sagte
in einer' frühem Hede (S.25
— 27) :
„ Verheimlichung ist immer die
Zuflucht Derjenigen gewesen,
deren Absichten nicht lauter und
deren Mittel nicht der B.echt-
schaffenheit angemessen waren;
ijud -wenn je der Maurer ei ein
gegründeter Vorwurf gemacht
worden ist, so ist es der der
ängstlichen Verheimlichung. —
Freilich! solange die höchstmögliche
Verbreitung der Mau-
rerei politischer Zweck war,
jnQchte man einen Vorhäng vor
das Schauspiel ziehen und von
der menschlichen Schwachheit,
Neugierde und Erwartung Gebrauch
machen; sobalciaber
dieser Zweck wegfällt, so bleibt
■von dem Mittel Nichts, als das
lächerliche Kleid eines Charla*
tans, wo nicht eines noch weniger
ehrlichen Mannes, übrig.**
14) Unmöglich können moralische
j4 llegorieen widllierogly-
jthen den gaiizen Reichthum des
artnurerischen Wissens ausmachen
. Unsere wohlmeinenden
Väter liefsen uns diese sinnlichen
Hüllen der Wahrheit zurück
und konnten sich bei
der damaligen Armuth deTSprache
und bei der Dunkelheit moralischer
Begriffe ihrer Zeiten
nicht träumen lassen, dafs die
Sehkraft ihrer Enkel einst zureichen
würde, die Wahrheit
selbst unmittelbar zu fassen.
Allerdings müssen wir diese
Hinterlage il (Verlassenschaft)
?, unserer Vater hochschätzen :
allein , dabei stehen bleiben , —
xnüfste die schlimme Wirkung1
für uns haben, dafs wir zuletzt
weniger, als dieProfanen, wüfs-
ten, deren Kenntnisse schon allein
durch den Gebrauch einer
GEHEIMNISS.
deutlichem, reichhaltigem und
einer hohem Ausbildung fäKi-
geu Sprache, als die hierugly„
pfusche ist, so Vieles vor Ken
Unsrigen voraus haben müfsten.
Die vielmehr gefühlte, als gedachte
, Ähnlichkeit zwischen
den allegorischen und hieroglyphischen
Bildern und den Ideen,
die sie bezeichnen sollten, bestand
auch nur solange, als der
menschliche Geist in seiner Jugend
mehr fühlte, als dachte.
Wie sich nach der Zeit die sinnlich
klaren in vernünftig deutliche
Begriffe auflöseten , gab
man jedem vorher übersehene^
Merkmale sein besonderes Zeichen
, bediente sich hierzu der
Worte, die, weil sie für sich,
selbst keinen eignen Sinn hatten
, um soviel genauer und reiner
den Begriff darstellten, den
man damit bezeichnen wollte,
■und eben hierdurch das Denken
erleichterten« Eben darum verschwand
aber'endlich die Ähnlichkeit
des grobem Bildes mit
dem nun deutlich auseinandergesetzten
Begriffe; und die Hieroglyphe
wurde zuletzt ganz
unverständlich und unbrauchbar
. Ich berufe mich auf die
peinliche Empfindung,-' die ge-
wifs Mancher meiner Brüder
mit mir fühlte, wenn ihm manche
Hieroglyphe erkläret und
seiner widerstrebenden Vernunft
aufgedrungen wurde,
Ähnlichkeiten einzusehen^ die
unsere Vorfahren vor einigen
Jahrhunderten mit vieler Behaglichkeit
empfunden haben
mochten. "
„ Moralische Allegoriecn
und Hieroglyphen enthalten
also für unsere neuernZeiten
entweder gar Nichts, oder
doch wenigsten&Nichts, was
unsere besseren Köpfe nicht
anders woher besser und
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